"Unmöglich ist nichts" - außer diesem Video…

Video-Bewerbung wird zum Internet-Lacherfolg

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Immer wieder werden selbst gedrehte Videos zur Peinlichkeit, wenn sie ins Internet gelangen, per E-Mail von Firma zu Firma weiter verteilt werden und auf Webseiten wie Youtube landen. Dass dies allerdings auch bei eigentlich völlig ernst gemeinten Business-Videos passieren kann, hat ein Yale-Student nicht geahnt.

Es gibt Firmen, bei denen die eigenen Mitarbeiter die Pressemitteilungen der Marketingabteilung nicht sehen dürfen, um nicht in stundenlange Lachkrämpfe auszubrechen, weil in diesen gar so dick aufgetragen wird und jeder Wissende nur mit dem Kopf schütteln würde. In Bewerbungen verkauft sich manch Bewerber ebenso nur im besten Licht wie jene Firmen in ihren Imagebroschüren und Pressemitteilungen und übertreibt manchmal auch schamlos.

Bewerber glauben allerdings, dass dies kein Problem ist, weil ihre Bewerbung nie die Öffentlichkeit erreichen wird. Wer dies doch tut, also eine Bewerbung ohne Passwort auf eine Website ins Internet stellt, könnte sie auch genauso gut am erstbesten Straßenbaum aufhängen und braucht sich dann auch nicht zu wundern, wenn sich statt den erhofften Arbeitgebern eher Nachbarn, Intimfeinde, Ex-Freundinnen und andere unerwünschte Zaungäste einfinden.

Wer dagegen seine Bewerbung ganz normal per Briefpost oder E-Mail verschickt, baut auf die Vertraulichkeit des Empfängers. Dabei ist diese durchaus nicht immer gegeben, weil in vielen Firmen meterhohe Stapel von Bewerbungsmappen im Lagerraum enden oder ein ratloser Marketingchef die Bewerbung mal eben durch die gesamte Abteilung gibt, die dann erstaunt feststellen darf, dass auf den ausgeschriebenen Posten als Ausgefallenstes eine Bewerbungsmappe mit Foto eingeht, das DINA4 groß ist und den nur halb bedeckten Rücken einer mit gedrehtem Kopf kess in die Kamera lächelnden Dame zeigt.

Tänzchen in der Bank?

Das Gelächter verstummt meistens, wenn von den 350 Bewerbern dann genau diese Dame tatsächlich eingestellt werden soll und lebt erst wieder auf, wenn dieser "besonders fähige" Marketingchef plötzlich gekündigt ist. Peinlich für die Bewerberin, wenn dieses Bewerbungsfoto dann geklauterweise im Internet auftaucht, um auf Erotik-Webcam-Seiten zu animieren. Doch eine neue Frisur, hochgeschlossene Kleidung sowie ein weiterer Gang zum Fotografen können eine derartige Panne vergessen machen. Schwieriger wird es schon, wenn gleich ein ganzes Video im Umlauf ist.

Ein solches produzierte der Yale Student Aleksey Vayner, um sich zusammen mit einer elfseitigen Bewerbungsmappe bei der schweiz-amerikanischen Investmentbank UBS (früher Warburg Dillon Read) vorzustellen. Das Video ist fast sieben Minuten lang, professionell gedreht und betitelt, und der hoffnungsvolle Kandidat stellt sich in den besten Farben dar: Er gibt Lehrbuchweisheiten in ebensolchem Ton von sich, spielt Tennis, zerschlägt mit einem Karatehieb sechs (vermutlich vorher angesägte) Ziegelsteine, liegt ein Tänzchen mit einer dafür extra engagierten Schönheit aufs Parkett und stemmt (wenn auch mit tatkräftige Unterstützung) Gewichte von Hunderten von Kilo empor.

Ob er später beim Stühle ansägen ebenso erfolgreich ist?

In RTL Samstagnacht wäre so ein Auftritt sicherlich ein großer Erfolg, ebenso als Bewerbung für einen Sportlehrer oder Alleinunterhalter. Als Bewerbung für einen Bankjob löst sie dagegen größte Heiterkeit aus, insbesondere durch den Kontrast zwischen diesem scheinbaren körperlichen Talent und dem selbst für einen Banker unterdurchschnittlich biederen, ja einschläfernden Vortrag zwischen den Showeinlagen. Eine gewisse Verwandtheit zum "Star Wars Kid" ist trotz oder gerade wegen Vayner Mottos „Ignore Losers“ nicht zu verleugnen und infolgedessen landete das Bewerbungsvideo schließlich sogar im Fernsehen – Aleksey Vayner ist nun berühmt.

Um ins Fernsehen zu kommen, würde manch anderer sich zwar noch viel gründlicher blamieren als Vayner, doch dem gefiel die unerwartete Aufmerksamkeit überhaupt nicht: er hat nun die UBS wegen der Veruntreuung seines Bewerbungsvideos verklagt. Das allerdings dürfte seine Einstellungschancen in der gesamten Wallstreet minimiert haben – einen Komiker will man dort ja nur bedingt, einen Streithansel aber noch viel weniger. Vielleicht wäre ein solches Video aber ein guter Karriereeinstieg für junge Rechtsanwälte?

“Aleksey Vayner, Geschäftsführer und Profiathlet“…