"Unsere Überschüsse machen uns kaputt"
Seite 2: Konzerne kämpfen um globalen Milchmarkt
- "Unsere Überschüsse machen uns kaputt"
- Konzerne kämpfen um globalen Milchmarkt
- Billiges Milchpulver zerstört Märkte in Afrika
- Kannibalisierung des Agrarsektors
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In Brüssel wird entschieden, wie die Gelder verteilt werden. Aktuell fließen 45 Milliarden Euro - mit 40 Prozent der größte Posten im Haushalt der EU - in die europäische Landwirtschaft. Doch von den so genannten Flächenprämien profitieren in erster Linie die größten Agrarbetriebe mit den meisten Flächen.
In Europa verkaufen die größten Konzerne jährlich nahezu 200 Millionen Tonnen Milch und Milchpulver. Dabei geht es um einen Markt von 100 Milliarden Euro. Die mächtigsten Akteure auf dem Milchmarkt sind Nestlé (Schweiz) und Danone (Frankreich). In Deutschland gehören das Deutsche Milchkontor (DMK) und die Müller-Gruppe zu den führenden Molkereien.
Die Lobby-Verbände der Agrarindustrie vertreten in Brüssel nur zehn Prozent der europäischen Bauern und zwar jene, die immer moderner, industrieller und effizienter arbeiten. Die anderen, kleineren Betriebe bleiben auf der Strecke.
Die Lebensmittelindustrie inklusive Einzelhandel mit einem Gesamtumsatz von 1,4 Billionen Euro ist der größte Wirtschaftszweig. Lebensmittelgiganten wie Nestlé und Danone werden in Brüssel durch Food Drink Europe vertreten. So wollen die dänische ArlaFoods und die niederländische FrieslandCampina nicht nur in Deutschland, sondern auf den globalisierten Märkten auch außerhalb Europas Kunden gewinnen.
Neue Wachstumsmärkte in China
Zwar ist der europäische Markt längst gesättigt, doch die Landwirtschaft muss immer weiter wachsen. Warum ist das so? Um das Jahr 2000 seien der Agrarmarkt und Finanzmärkte liberalisiert worden, erklärt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen, im Interview mit dem Dokumentarfilmer Andreas Pichler.
Die europäische Agrarpolitik, die damals stark reglementiert war, sollte dem Weltmarkt geöffnet werden. Seitdem erhält der Landwirt Direktzahlungen und darf produzieren, was er will. Anstatt die die 13 Millionen in Europa zu unterstützen, investieren europäische Molkereien wie ArlaFoods und Danone in Asien. Damit erhöhen sie den Druck auf die Bauern in Europa.
Seit 1,3 Milliarden Chinesen auf den Geschmack von Milch gekommen sind, ist Milch in Asien zu einem gefragten Rohstoff geworden. Nach und nach sollen sich die Menschen in Asien an Milch gewöhnen. Denn, so versprechen die Konzerne, Milch macht sie größer, kräftiger und ausdauernder. ArlaFoods zum Beispiel erobert den chinesischen Markt mit Säuglingsnahrung.
Und ein spezielles Milchpulver soll die Beweglichkeit von Senioren in Hongkong stärken. Stets geht es dabei um die Interessen der Konzerne, ermöglicht ihnen doch der massenhafte globale Export ständiges Wachstum. Inzwischen stellt China auch eigene Milchprodukte her. So werden auf riesigen chinesischen Milchfarmen mehr als 10.000 Kühe gemolken.