Verdacht auf Insiderhandel: Was wusste Elon Musk von Teslas Absatzproblemen?

Bild: Blomst auf Pixabay

Hat Musk vor dem Verkauf eines Aktienpakets gewusst, dass sein Unternehmen weniger E-Autos absetzt? Eine Antwort könnte strafrechtliche Folgen für ihn haben. Die Branche steht vor einem ruinösen Wettstreit.

Der US-Autobauer Tesla hat in den vergangenen drei Monaten fast 40 Prozent seines Börsenwertes verloren. Musste man im Oktober noch über 200 Euro für eine Aktie bezahlen, notiert sie an deutschen Handelsplätzen inzwischen bei knapp über 120 Euro.

Das Auf und Ab des Aktienkurses würde wohl kaum auffallen, wären da nicht zwei Faktoren, die für Brisanz sorgen: der stockende Absatz von Elektroautos und die massiven Verkäufe, die Firmenchef Elon Musk im Dezember getätigt hat.

Das Wall Street Journal berichtete am Freitag über den Verdacht des Insiderhandels gegen Musk. Der Tesla-Chef hatte zwischen dem 12. und 14. Dezember ein großes Aktienpaket verkauft – für knapp 163 US-Dollar pro Aktie.

Knapp drei Wochen später, am 2. Januar 2023, gab der Konzern bekannt, dass die Fahrzeugauslieferungen im vierten Quartal deutlich unter den jüngsten Prognosen des Unternehmens für Investoren lagen.

Diese Nachricht ließ den Kurs der Tesla-Aktie bei Börseneröffnung am nächsten Tag einbrechen. Am 3. Januar schloss die Aktie bei knapp über 108 US-Dollar. Allein das von Musk verkaufte Aktienpaket erlitt einen Wertverlust von 1,2 Milliarden US-Dollar.

Das sollte für die Börsenaufsicht SEC von großem Interesse sein, sagte James Cox, Professor für Wertpapierrecht an der Duke University, dem Wall Street Journal. "Die Frage ist, was er wusste und was der Markt erwartete, als er verkaufte. Das ist ein kritischer Moment.

Im Oktober hatte das Management in einer Telefonkonferenz mit Investoren erklärt, Tesla rechne bis 2022 mit einem jährlichen Wachstum der Auslieferungen von knapp 50 Prozent. Für das vierte Quartal hätte das knapp 449.000 Fahrzeuge bedeutet. Anfang Januar waren Analysten noch von einer geringeren Zahl ausgegangen, aber selbst diese Prognose hat Tesla nicht erreicht. Nur etwas mehr als 405.000 Fahrzeuge konnten ausgeliefert werden.

Nach Ansicht von Experten kommt es nun darauf an, ob Musk bereits Mitte Dezember wusste, dass die eigenen Prognosen verfehlt werden würden. Sollte dies der Fall gewesen sein, könnte er gegen die Regeln des Insiderhandels verstoßen haben.

Der Sachverhalt sei verdächtig, sagte Donald Langevoort, Professor für Wertpapierrecht an der Georgetown University, dem Wall Street Journal. Es könne aber auch andere Erklärungen geben. "Aber genau darum geht es bei der Strafverfolgung", fügte er hinzu.

Harter Kampf um Marktanteile

Teslas Verkaufszahlen geraten zunehmend unter Druck, da die weltweite Konkurrenz immer stärker wird. Das Unternehmen versucht, seine Position zu halten, indem es die Preise für seine Fahrzeuge deutlich senkt. Die Nachrichtenagentur Reuters spricht in diesem Zusammenhang von einem Preiskrieg, den Tesla ausgelöst hat.

Tesla profitiert dabei von der besonders hohen Gewinnmarge seiner Elektroautos, die dem Unternehmen einen gewissen Spielraum bei der Preisgestaltung lässt. Nach einer Analyse von Reuters erzielte Tesla im dritten Quartal 2022 einen Bruttogewinn von 15.653 US-Dollar pro Fahrzeug. Das ist mehr als doppelt so viel wie bei Volkswagen, viermal so viel wie bei Toyota und etwa fünfmal so viel wie bei Ford.

Die Nachfrage nach Elektroautos ist in den USA im vergangenen Jahr stärker gewachsen als der Gesamtmarkt. Für die Hersteller von Elektroautos war dies Anlass, die Preise zu erhöhen. So hat Ford die Preise für seinen Elektro-Pickup F-150 um 40 Prozent erhöht.

Doch der Boom der Elektroautos könnte in den nächsten Jahren an seine Grenzen stoßen. Analysten warnen laut Reuters davor, dass die Produktionskapazitäten auf dem weltweiten Markt für Elektroautos die Nachfrage bald übersteigen könnten.

Ein verschärfter Wettbewerb sei dann nur noch eine Frage der Zeit – und Tesla agiert bereits mit härteren Bandagen. Der Konzern habe "die nukleare Option gewählt, um die schwächeren Anbieter mit geringen Gewinnspannen vom Tisch zu drängen", sagte Bill Russo von der Beratungsfirma Automobility gegenüber Reuters. "Ein großer Kuchen, weniger Stücke, mehr zu essen für die, die übrig bleiben."

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