Vietnamesen zünden chinesische Fabriken an
Konflikt um Inselgebiete nimmt an Schärfe zu
Die Spratly-Inseln bestehen aus insgesamt etwa 100 meist sehr kleinen, aber über eine relativ große Wasserfläche verstreuten Landerhebungen im südchinesischen Meer. Die größte davon, Taiping Dao, umfasst gerade einmal 0,5 Quadratkilometer. Trotzdem streiten sich sechs Staaten um diese Riffe und Atolle: China, Vietnam, Taiwan, Malaysia, Brunei und die Philippinen. Das Interesse resultiert zum einen aus der Rolle der Inseln für die Kontrolle über die Schifffahrt und zum anderen aus Öl- und Gasvorkommen, die unter Wasser lagern könnten.
Mit Ausnahme von Brunei haben alle diese Mächte auf den Inseln Truppen stationiert und bauliche Anlagen wie Landebahnen errichtet: Die Philippinen im nordöstlichen Teil auf den Inseln Thitu, Likas, Parola, Lawak und Kota, Malaysia auf Layang-Layang und einigen Riffen im Südosten und Taiwan auf Taiping Dao und dem Zhongzhou-Riff im Norden. Vietnam und China unterhalten mehrere Stützpunkte über den gesamten Inselbereich hinweg.
Beide Staaten streiten sich auch um die nördlich der Spratlys gelegenen Paracel-Inseln. Nachdem China in der Nähe dieser Inseln und 120 Seemeilen vor der vietnamesischen Küste mit dem Bau einer Ölbohrplattform begann, kam es letzte Woche zu einer Art Seeschlacht ohne Kanonen, bei der sich Schiffe der beiden Konfliktparteien rammten. Von welcher Seite die Aggression ursprünglich ausging, ist umstritten.
Am Wochenende genehmigte die vietnamesische Regierung deshalb Demonstrationen, bei denen es in einem Industriegebiet in der Provinz Binh Duong zu Hunderten Plünderungen und bis zu 15 Brandstiftungen kam, wie erst jetzt bekannt wurde. Opfer waren nicht nur chinesische Unternehmen, sondern auch auch solche aus Taiwan und Südkorea. Die staatlichen Sicherheitskräfte waren gegen den von Extremisten angeführten Mob angeblich machtlos und mussten selbst um Leben und Gesundheit bangen. Einige Fabriken haben deshalb Spruchbanner an ihren Außenmauern angebracht, auf denen politisch korrekte Parolen stehen, die potenzielle Plünderer milde stimmen sollen.
Ob auch Angehörige der in Vietnam lebenden etwa 1,3 Millionen starken Han-Minderheit Opfer von Ausschreitungen wurden, ist bislang nicht bekannt. Als 1979 ein Grenzkrieg zwischen China und Vietnam ausbrach, verließen viele Chinesen das südostasiatische Land. Unter den berühmten Boat People, die damals in den USA und in Europa ankamen, waren auch zahlreiche ethnische Han, die nicht nur wegen des Regimes, sondern auch aus Angst vor Verfolgung geflüchtet waren. Für viele spielte das Beispiel Indonesien eine warnende Rolle, wo in den 1960er Jahren massenhaft Han ermordet wurden.
Auch in anderen südostasiatischen Ländern leben viele "Huaren" (Auslandschinesen), die zwischen dem 16. und dem 19 Jahrhundert meist aus den Provinzen Kanton und Fukien auswanderten: Singapur ist mit etwa 75 Prozent Han ein überwiegend chinesischer Staat. Im nördlich davon gelegenen Malaysia stellen die Chinesen ein knappes Viertel der Bevölkerung. In Thailand gibt es etwa 7 Millionen Huaren, auf den Philippinen 1,2, in Birma 1,1 und in Indonesien etwa acht Millionen.
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