Vom ASCII-Zeichen zur Fatwa
Blasphemische Mohammed-Emoticons?
Es war fast damit zu rechnen, dass sich im Netz eine internetspezifische Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen entwickelt. Jetzt sind die in der Internetkommunikation beliebten Smileys vornehmlich von islamkritischen Bloggern um einige Varianten ergänzt worden: Drei runde linke Klammern, ein Doppelpunkt, eine Tilde, eine links spitzzulaufende Klammer sowie ein nach rechts zeigender Pfeil sollen Mohammed als Smiley abbilden: (((:~{>.
Im Blog "Transterrestrial Musings" findet sich inzwischen eine umfangreiche Sammlung von Emoticons, die Mohammed darstellen sollen. Bei Emoticons handelt es sich um ASCII-Zeichen, die in eine bestimmte Reihenfolge gebracht werden und damit verschiedene Stimmungen und Gefühle zum Ausdruck bringen sollen. Zu den bekanntesten Smileys gehört das lachende Gesicht „:-)“. Inzwischen gibt es Hunderte von Abwandlungen solcher Emoticons. Bei den Mohammed-Emoticons geht es zuerst um die Darstellung von Mohammed in Form von ASCII-Zeichen, wobei ein Smiley auch eine der dänischen Karikaturen darstellt. Hier sollen die Zeichen „*-O“ eine Bombe symbolisieren. Ein User steuerte auch gleich ein paar Smileys bei, die Osama bin Laden in der entsprechenden Verkleidung zeigen sollen. Meist machen die Emoticons jedoch sexuelle Anspielungen.
Umstritten ist, ob Darstellungen von Mohammed tatsächlich nach dem Islam verboten sind. Für manche streng religiöse Muslime sollen ganz allgemein Abbildungen von Menschen und Lebewesen verboten sein. So gibt es auch das Problem, ob das Tragen von T-Shirts mit Abbildungen, Fotografien, Fernsehen, Wahlplakate von Politikern oder Bilder auf Computern verboten wären. Manche Geistlichen meinen, dass beispielsweise die Darstellung eines Kopfes ohne den Körper möglich sei. Nach Ansicht des südafrikanischen Mufti Ebrahim Desai sollten allerdings sogar Smileys ganz allgemein verboten werden:
The use of emotional signs, for example, smile, sad, etc. in a cellphone falls in the category of animate pictures.
It is prohibited to make use of such emotional signs in a cellphone.
and Allah Ta'ala Knows Best
Mufti Ebrahim Desai
Der Betreiber des Blogs sieht wohl die Verbreitung der Mohammed-Smileys als wichtig an und stellt provozierend die Frage, ob hier auch eine Fatwa erlassen wird. Und manche der Einsender der Smileys machen ebenfalls deutlich, dass sie vor allem provozieren wollen, aber auch, dass man keine Abbildungen benötigt, wie einer meint, um blasphemische Bilder zu machen. Den Rechten von Free Republic gefällt dieser Kulturkampf offenbar. Und er macht deutlich, dass es nicht primär um Bilder, sondern um deren Verwendung geht.