Vom Ingenieur zum Staatschef: Wer ist Syriens neuer Machthaber Mohammed al-Bashir?
- Vom Ingenieur zum Staatschef: Wer ist Syriens neuer Machthaber Mohammed al-Bashir?
- Auf dem Weg zur Stabilität
- Auf einer Seite lesen
Mohammed al-Bashir, einst Elektriker, führt nun Syrien. Seine Macht verdankt er der HTS. Doch kann er das Land wirklich stabilisieren? Ein Gastbeitrag.
Im schlichten grauen Anzug mit Krawatte und hellblauem Hemd, mit Glatze und Bart wandte sich der 41-jährige Mohammed al-Bashir vorletzten Dienstag von einem Tisch in einem leeren Konferenzraum aus an seine syrischen Landsleute. Er forderte "Stabilität und Ruhe" und kündigte an, bis zum 1. März an der Spitze einer Übergangsregierung zu stehen.
Umbruch in Damaskus
Vor kaum weniger als zwei Wochen wäre eine solche Rede noch von Baschar al-Assad gehalten worden, dem brutalen Diktator, der für den Tod Hunderttausender Syrer und die Vertreibung von mehr als 11 Millionen Menschen verantwortlich ist.
Doch das Assad-Regime und 54 Jahre Ein-Familien-Herrschaft brachen nach einer elftägigen Offensive der Rebellen zusammen. Er und seine Frau Asma wurden von russischen Geheimagenten aus Damaskus geschmuggelt und nach Moskau geflogen.
Baschir wandte sich an seine Landsleute, die voller Hoffnung, aber auch voller Sorge über die Zukunft waren. Seine Position verdankt er der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), die die Rebellengruppe anführte, die Assad stürzte. Seit Anfang 2024 ist Bashir politischer Führer der Syrischen Rettungsregierung (SSG), der von HTS geführten Verwaltung des Oppositionsgebiets im Nordwesten Syriens.
Unterstützt von der Türkei hatten HTS und SSG seit November 2017 in Teilen der Provinzen Idlib und Aleppo für Regierungsführung und ein gewisses Maß an Stabilität gesorgt.
Sie wurden jedoch von Menschenrechtsgruppen des Machtmissbrauchs und der Diskriminierung religiöser und ethnischer Minderheiten beschuldigt. Trotz ihres Bruchs mit Al-Qaida im Jahr 2016 wird die HTS von den Vereinten Nationen, den USA, Großbritannien und einigen europäischen Ländern weiterhin als "terroristisch" eingestuft.
In einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera am 11. Dezember wurde Bashir nach der Vergangenheit von HTS gefragt.
Er antwortete: "Die falschen Taten einiger islamistischer Gruppen haben viele Menschen, vor allem im Westen, dazu gebracht, Muslime mit Terrorismus und den Islam mit Extremismus in Verbindung zu bringen. Es gab Irrtümer und Missverständnisse, die die wahre Bedeutung des Islam, der 'Religion der Gerechtigkeit', verzerrt haben. Gerade weil wir Muslime sind, werden wir die Rechte aller Menschen und Gemeinschaften in Syrien garantieren."