Vom Nutzen des Copyright
Pepsi versucht wie andere Firmen wegen der Flutkatastrophe eine Werbung zurückzuziehen und bemüht dabei das Copyright
Der Tsunami hinterließ nicht nur eine Spur der Verwüstung, sondern auch eine der "political correctness". Radiosender, Firmen etc. überboten sich gegenseitig in Pietätsbekundungen. Die letzten Opferzahlen waren kaum in den Nachrichten verkündet worden, da entschlossen sich schon die ersten Radiosender, auf Titel wie "Die perfekte Welle" oder "Die Flut" zu verzichten. Auch sonst zeigte man sich betroffen. Sylvesterfeiern wurden gleich komplett abgesagt oder zumindest wurde auf das Feuerwerk verzichtet, um das dadurch gesparte Geld zu spenden. Musik wurde gestrichen und durch vorsichtig ausgesuchte Titel ersetzt, die weder irgendwelche Assoziationen zu der Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes noch irgendwelche Partystimmung aufkommen ließen.
Während andere Tatsachen wie die, dass jeden Tag ca. 1.000 Menschen im Kongo sterben, in den Foren von Heise Online beispielsweise eher mit Zynismus beantwortet wurden, war man sich bei der "Monster- oder Killerwelle" einig: Hier war Fingerspitzengefühl angesagt, selbst wenn es nur um Überschriften ging.
Und auch weiterhin sorgt die "Killerwelle" bei vielen Firmen und Fernsehsendern für Mehrarbeit. Pro7 hat die Ausstrahlung des selbstproduzierten Filmes "Tsunami - die Killerwelle" vorerst auf Eis gelegt, da das Thema der Unterwasserbohrungen, die eine Monsterwelle auslösen könnten, zur Zeit "unglücklich" erscheint. RTL entschied sich gegen das "höchst unsensible und makabre" Senden des Filmes "The Beach" und Firmen wie British Airways oder American Express ziehen Werbespots schnellstens zurück.
Gleiches gilt für Pepsi. Das Unternehmen will eine Werbung nun aus Pietätsgründen nicht mehr veröffentlichen, weil hier David Beckham zusammen mit Thierry Henry, Roberto Carlos und Ronaldinho als Surfer vor einer bedrohlich großen Welle posiert. Der Softdrinkhersteller hat bei dieser "Rückrufaktion" allerdings ein Problem - einige Zeitungen hatten bereits vorab über die Werbung berichtet, so dass die Rechtsabteilung Pepsis nun damit beschäftigt ist, unter anderem den britischen Daily Star zu verwarnen, da dieser unautorisiert das fragliche Bild veröffentlichte.
Laut Pepsi handelt es sich um einen Verstoß gegen das Copyright, weswegen man auch dieses bemüht, um die Bilder der geplanten Werbekampagne aus den Medien zu halten. Dabei war das Bild selbst Teil einer Presseinformation Ende des letzten Jahres. Dennoch will Pepsi auf Nummer Sicher gehen und das Bild wieder der Öffentlichkeit entziehen - in Zeiten des Internet ist allerdings das Erreichen dieses Zieles eher unwahrscheinlich, schon eher ist davon auszugehen, dass es sich bereits bei vielen Webseiten wie auf dieser wiederfinden lässt. Die norwegische Zeitung Verdens Gang hat übrigens die Werbung nicht entfernt, sondern Pepsi noch einen Extraartikel gewidmet. Pepsi selbst hat 1 Million US-Dollar gespendet und will auch Produktspenden etwa in Form von Aquafina-Flaschen machen.
Allerdings weicht die Lähmung allmählich wieder der Normalität. Auch "Die perfekte Welle" wird wieder im Radio gespielt. "Business as usual" - trotz der Toten im Kongo und anderswo.