Von den Nachwirkungen einer Raumfahrt-Tragödie
Seite 3: Verpasste Chancen
Heute indes hat das STS-Programm für alle Zeiten das Zeitliche gesegnet. Da das Budget immer knapper und der technisch und pekuniäre Aufwand immer größer wurde, um den Erhalt der Shuttle-Flotte zu sichern, stellte die NASA im Jahr 2011 das Programm komplett ein. Nach insgesamt 135 Flügen und 30 Jahren Betriebszeit verabschiedete sich die NASA von ihrem einzigen wiederverwendbaren Trägersystem, das eine bemannte Raumfahrt ermöglichte.
Heute fehlt es fürwahr nicht an Ideen, Neuentwürfen und privaten Anbietern, die auf dem Markt drängen und die große Lücke in der bemannten Raumfahrt schließen wollen. Wer das erneute Rennen, die Wiederauflage des "Space Race" um und in den Orbit für sich entscheidet, zeigt die nahe Zukunft.
Sicher ist nur, dass der Mensch selbst verstärkt in den Orbit drängen wird, wo bislang 600 Astronauten, Kosmonauten, Euronauten und Taikonauten in den Genuss der Mikrogravitation gekommen sind. Es hätten gleichwohl weitaus mehr sein können, wären uns die beiden schlimmen Raumfahrttragödien von 1986 und 2003 erspart geblieben und wären die weiteren STS-Missionen allesamt von Erfolg gekrönt gewesen.
Die bemannte Raumfahrt hätte heute fraglos ein anderes Gesicht, wäre das Space-Shuttle-Abenteuer der NASA verlustfrei über die Bühne gegangen. Sie wäre heute ohne Frage längst um viele Jahre weiter und reifer. Nicht zuletzt deshalb, da die NASA ihre Erfolgsbilanz konsequent dazu genutzt hätte, ihren Etat zu vergrößern und weitere staatliche Subventionen einzufordern, die sie freilich auch erhalten hätte. Und wer weiß: Vielleicht wäre heute eine in bester Apollo-Tradition initiierte Rückkehr zum Mond längst Realität. Vielleicht lägen bereits die ersten konkreten Pläne für eine bemannte Mars-Mission auf dem Tisch - und die dazu gehörigen Blaupausen für ein interplanetares Raumschiff.
Wäre daher die Idee nicht schön und angemessen, die Marsfähre dereinst zu Ehren der sieben verstorbenen Astronauten der STS-51-L-Mission auf den Namen Challenger II zu taufen? Warum eigentlich nicht? Schließlich trug auch die Mondlandefähre von Apollo 17 diesen Namen, die bekanntlich die letzte bemannte Mission des Homo sapiens zu einer anderen Welt war.
Ihrem ambitionierten Namen würde Challenger II ohnehin Ehre machen und gerecht werden. Denn eine Herausforderung wäre die erste bemannte Marsexpedition allemal, egal wann diese einmal Realität wird.
Youtube-Video: Space Shuttle Challenger Accident Investigation (1986) NASA Documentary
TV-Tipp: Ein Mann kämpft für die Wahrheit. Ein über die Kommission betr. Untersuchung der Challenger-Katastrophe (mit William Hurt als Richard Feynman) ist am Samstagabend (30.1., 23:40-1:10 Uhr) in der ARD zu sehen.