Von der Klima- zur globalen Flüchtlingskrise

Seite 2: Verstärkung der Migrationskrisen

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Europa befinde sich bereits mitten in einer Migrationskrise, bemerkte CNBC, mit tausenden von Menschen, die im Westen ein besseres Leben suchten. Der Anstieg der Temperaturen in der Region des Mittleren Ostens und Nordafrikas, die direkt an Europa grenzten und die Heimat von "hunderten von Millionen Menschen" darstellten, werde diese bereits gegebenen Migrationsbewegungen noch verstärken.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine wissenschaftliche Studie am Massachusetts Institute of Technology (MIT), die sich mit den Folgen des Klimawandels in der Region des persischen Golfs befasste. Die wissenschaftlichen Fakten sind ähnlich dramatisch: "Innerhalb dieses Jahrhunderts werden Teile der Region des persischen Golfs bislang unbekannte Phasen tödlicher Hitze erleiden, die eine Folge des Klimawandels" seien, heißt es in einer Presseerklärung des Forscherteams. Etliche der Großstädte in der Golfregion könnten den Kipppunkt "menschlicher Bewohnbarkeit" aufgrund des Klimawandels überschreiten, warnte das MIT.

Beide Studien, sowohl diejenige des Max-Planck-Instituts wie die des MIT, geben aber auch zu bedenken, dass eine sofortige und radikale Absenkung der Emissionen von Treibhausgasen diesen verheerenden klimatischen Krisentendenzen noch entgegenwirken könnte.

Angesichts der rasch voranschreitenden Klimaerwärmung schließt sich aber das Zeitfenster, in dem noch sinnvoll gehandelt werden könne, da nach dem Überschreiten von qualitativen Kipppunkten (tipping points) der quantitativen Erhöhung der CO2-Konzentration diese in einem Rückkopplungsprozess sich immer weiter beschleunigen würde, ohne dass noch menschliche Interventionsmöglichkeiten bestünden.

Die Emissionen müssten massiv binnen relativ kurzer Zeit abgesenkt werden, um die drohenden globalen Desintegrationsprozesse zu verhindern - oder zumindest abzumildern. Dieser Überlebensnotwendigkeit der menschlichen Zivilisation steht aber der Kapitalismus mit seinem irrationalen Wachstumszwang im Weg, der nur Ausdruck des Selbstzwecks uferloser Kapitalakkumulation ist.

Rechte bekämpft adäquate Klimaschutzpolitik

Zudem bekämpft die im Aufwind befindliche neue Rechte jedwede adäquate Klimaschutzpolitik, da sie den Klimawandel zumeist rundweg leugnet, um sich der Notwendigkeit der Überwindung des Spätkapitalismus nicht stellen zu müssen. Donald Trump hievte einen Klimaleugner und Öllobbyisten in das Umweltministerium der USA, während die AfD gegen die "Stigmatisierung des CO2 als Schadstoff" vorgehen möchte.

Damit rückt nicht nur die Überwindung einer im Wachstumszwang verfangenen kapitalistischen Wirtschaftsweise auf die Tagesordnung, sondern auch die Frage der individuellen Verantwortung für die rechte Propaganda und Politik, die jedwede diesbezüglichen notwendigen Schritte nach Kräften behindert.

Künftige Generationen - schon unsere Kinder - werden die heutigen Klimaleugner zur Verantwortung ziehen wollen, wie auch die Netzwerke aus Kapitalverbänden und rechten Denkfabriken, die sie finanzierten. Wie gut, dass das Internet nichts vergisst.

Von Tomasz Konicz erschien jüngst im Konkret Verlag das Buch Kapitalkollaps. Die finale Krise der Weltwirtschaft