Waffenfabriken des Islamischen Staats in Mossul
Seite 2: IS-Roboter im Einsatz
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In dieselbe Richtung wie der CAR-Bericht gehen Recherchen der Zeit. Demnach setzt der IS in Mossul Roboter ein, um feindliche Kampfflugzeuge in die Irre zu führen. Mit Hilfe von Propangas würden die Roboter das Mündungsfeuer schwerer Waffen simulieren. Ein Sprecher der Anti-IS-Koalition bestätigte, dass die Islamisten alles daran setzten, Ablenkungsmanöver effektiv durchzuführen.
Die Wochenzeitung beruft sich auf ein internes IS-Memo, das in der nordsyrischen Stadt Manbidsch (Manbij) gefunden wurde, als der IS dort im August vertrieben wurde. Dort hätten sich auch Hinweise gefunden, dass der IS an der Entwicklung von Drohnen arbeitet. Der IS sei inzwischen in der Lage, ein komplettes Minenfeld durch fliegende Kameras zu überwachen und die einzelnen Sprengsätze gezielt zu zünden.
Die Operation der irakischen Armee in Mossul hatte am 17. Oktober 2016 begonnen. Der Islamische Staat hält die Stadt seit mehr als zwei Jahren besetzt. In einer dortigen Moschee hatte ihr Anführer Abu Bakr al-Baghdadi seinen bisher einzigen öffentlichen Auftritt als Kalif. Die nordirakische Stadt hat also für die Islamisten hohe symbolische Bedeutung, aber nicht nur für sie.
"Iraks Armee und Polizeikräfte wollen die Scharte auswetzen, die ihnen der IS im Juni 2014 zufügte, als 1.500 IS-Dschihadisten Mossul nahezu ohne Gegenwehr eroberten und 60.000 irakische Soldaten und Polizisten kampflos flohen", schreibt der Islamwissenschaftler Wilfried Buchta.
So rückt die irakische Armee mit 40.000 Mann an. Hinzu kommen die schiitischen "Volksmobilisierungseinheiten", die bis zu 100.000 Mann aufbieten können, außerdem Peschmerga, also Streitkräfte der autonomen Kurdenregion im Nordirak, und amerikanische Militärberater. Die Zahl der IS-Kämpfer wird auf 4000-5000 geschätzt. Doch auch wenn die Übermacht des irakischen Staates theoretisch überwältigend ist - bislang hat die irakische Armee ihr Ziel nicht erreicht, noch immer hält sich der IS. Lediglich ein Viertel der Stadt soll bislang eingenommen sein.
Hartnäckiger IS-Kampf
Zwar ist die Stadt mittlerweile eingekreist und der IS damit von allen Nachschubwegen abgeschnitten. Berichtet wird aber von Häuserkämpfen und Heckenschützen, die das Vorrücken erschweren. Hinzu kommen Selbstmordattentäter, Straßenblockaden, Autobomben, Sprengfallen und unterirdische Tunnel, die die Dschihadisten unter der Stadt angelegt haben sollen. Auch über Chlor- und Senfgas in minderer Qualität soll der IS verfügen.
Die Zahl der Todesopfer der irakischen Armee und der kurdischen Peschmerga sollen in die Hunderte gehen. Dass sie hoch ist, lässt sich vermuten, weil die irakische Regierung dazu keine Auskunft gibt. Journalisten ist die Reise nach Mossul untersagt. Ein genaues Bild ist zur Zeit kaum möglich. Berichten zufolge harren in Mossul eine Millionen Menschen aus, Benzin, Wasser und Lebensmittel werden knapp.
Interessanterweise hält US-Verteidigungsminister Ashton Carter einen Sieg in Mossul bis zur Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten am 20. Januar 2017 dennoch für möglich. Der ursprüngliche Zeitplan des irakischen Premiers Haider al-Abadi dürfte jedenfalls nicht mehr zu halten sein, wonach Mossul bis Jahresende eingenommen sein soll. Ein Armeesprecher sagte, er hoffe, die Armee rücke mit derselben Geschwindigkeit vor wie bislang. Das bedeute, wie die Nachrichtenagentur Reuters ausrechnete, dass Mossul frühestens Ende Januar erobert ist.
Mossul - Aleppo: Zwei Offensiven, zwei Wahrnehmungen
Schwierig zu beurteilen ist, wie weit das Vorgehen der irakischen Armee in Mossul dem syrisch-russischen in Aleppo, das ja international scharf kritisiert worden war, gleicht oder sich davon unterscheidet. Die drastischeren Bilder gibt es auf jeden Fall aus Aleppo, wo Assad und Putin brutal, aber am Ende im Sinne der Herrschaftssicherung effektiv vorgegangen sind. Aus Mossul gibt es weniger Bilder, Statistiken des Journalistenprojekts "Airwars", das Luftangriffe in Syrien und im Irak erfasst, zeigen, dass nicht nur russische Flugzeuge in Syrien, sondern auch die USA und ihre Verbündeten im Irak Luftangriffe fliegen.
Die meisten zivilen Opfer gehen demnach auf russische Luftangriffe zurück, für Oktober und November verzeichnet die Statistik 133 und 215 zivile Opfer, bei 45 und 73 Opfern der Anti-IS-Koalition in Syrien und Irak. Dass auch dort Zivilisten getroffen werden, zeigte sich zum Beispiel bei Beginn der Mossul-Offensive Ende Oktober: So wurden bei einem US-Luftangriff bei Mossul acht Angehörige einer Familie getötet. Kürzlich gab es auch Berichte über Angriffe der irakischen Armee auf ein Krankenhaus, das dem IS als Stellung dienen soll.
Deutlich unterscheidet sich aber die Wahrnehmung von Aleppo und Mossul in der westlichen Öffentlichkeit. Während der Kampf der irakischen Armee korrekt als Kampf gegen eine islamistische Terrororganisation dargestellt wird, sprachen deutsche Medien bei Aleppo fast unisono von Rebellen. Unter den Tisch fiel dabei, dass im von Assad belagerten Teil von Aleppo islamistische Verbände das Sagen hatten.
Von daher trifft die Schriftstellerin Daniela Dahn durchaus den Punkt, wenn sie moniert, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird: In Mossul werden die Verbrechen des IS dargestellt, man erfährt, dass "die Terroristen in Mossul Zivilisten als Schutzschilde nehmen". Nicht so in Syrien: "Nie hat man Vergleichbares von unseren mäßig gemäßigten Rebellen im Osten Aleppos gehört", bemerkt Dahn.