Wahlen in Gefahr? Hurrikan Helene wirbelt US-Demokratie durcheinander
US-Ostküste verwüstet. Über 220 Tote. Sturm wirbelt auch den Wahlkampf durcheinander. Gefährdet die Katastrophe die Demokratie? Eine Einschätzung.
Am 26. September traf der Hurrikan Helene auf die US-amerikanische Küste und hinterließ auf seinem Weg von Florida nach Norden eine Schneise der Verwüstung. Der Sturm der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 km/h kostete mindestens 220 Menschen in sechs Bundesstaaten das Leben.
Am 4. Oktober, über eine Woche nach dem Unglück, wurden immer noch 1.400 Menschen vermisst. Das lässt befürchten, eine frühe Schätzung der US-Regierung, in der die Zahl der möglichen Todesopfer mit 600 Opfern beziffert wurde, durchaus realistisch sein könnte.
Helene ist damit der tödlichste Sturm seit Katrina, der 2005 sogar 1.800 Menschenleben forderte.
Der tödlichste Sturm seit Katrina
Der Hurrikan traf zunächst in Florida auf Land und zog dann weiter über Georgia, South Carolina, North Carolina und Virginia. Besonders schwer betroffen waren die Region Big Bend in Florida sowie die südlichen Appalachen und dort vor allem der Westen North Carolinas.
Hier war jedoch weniger der Wind als vor allem schwerste Regenfälle und weitflächige Überschwemmungen das Problem. Ganz wie bei der Ahrflut schossen die Wasser von den Hängen der Appalachen herunter und verwüsteten die Täler.
Mehr als vier Millionen Haushalte und Firmen waren in den am schwersten betroffenen Bundesstaaten ohne Strom. Zudem verursachte Helene schwere Schäden an Wasserversorgungssystemen, Kommunikationsnetzen und wichtigen Verkehrswegen. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt oder komplett zerstört.
Schwerste Regenfälle und weitflächige Überschwemmungen
Da die Aufräumarbeiten gerade erst richtig begonnen haben, variieren die Schätzungen zu den materiellen Schäden noch sehr stark und reichen von 15 Milliarden bis über 100 Milliarden Dollar. Die versicherten Verluste werden auf fünf bis neun Milliarden US-Dollar geschätzt.
Besondere Probleme bereitete den Katastrophenhelfern, dass eine ganze Reihe Dörfer du kleine Städte mehr oder minder komplett von der Außenwelt abgeschnitten waren. Da die US-Bundesagentur für Katastrophenschutz, Fema, jedoch nur auf Anfrage tätig wird, dauerte es eine ganze Weile, bis sich das ganze katastrophale Panorama entfaltet hatte.
Und da viele Straßen und Brücken vom Hochwasser zerstört wurden, müssen die Betroffenen zum Teil sogar aus der Luft versorgt werden. Experten warnen seit Jahren, dass die amerikanische Infrastruktur anfällig für Katastrophen ist ‒ von Mobilfunktürmen über Stromnetze bis hin zu Autobahnbrücken und der Trinkwasserversorgung.
Helene wirbelt den Wahlkampf durcheinander
Geradezu tragisch ist zudem, dass der Sturm den US-Wahlkampf durcheinanderwirbelt. Politico weist darauf hin, dass die Teile des westlichen North Carolina und des östlichen Georgia, die von dem Monstersturm überflutet wurden, größtenteils republikanisch gewählt haben.
Im Jahr 2020 gewann Donald Trump 61 Prozent der Stimmen in den Katastrophenbezirken North Carolinas und 54 Prozent der Stimmen in denen Georgias. Georgia und North Carolina haben jeweils 16 Wahlleutestimmen, gelten als sogenannte Swing States. Umfragen zeigen, dass Trump in beiden Staaten zumindest vor dem Sturm etwa einen Prozentpunkt vor Vizepräsidentin Kamala Harris lag. Dieser Vorsprung liegt deutlich unterhalb der Grenze, die Vorhersagen zum Wahlausgang zuverlässig ermöglicht.
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Und die Unwägbarkeiten haben seitdem nur zugenommen: Wahllokale zur Wählerregistrierung wurden zerstört und mussten verlegt werden. Und von den fast 40 000 Briefwahlunterlagen, die an die Wähler in den 25 Katastrophenbezirke North Carolinas verschickt worden waren, sind bisher weniger als 1.000 zurückgeschickt worden.
Die Katastrophe nutzen, um Vertrauen zu zerstören
Kein Wunder, dass Donald Trump Nerven zeigt und mit den ihm eigenen, bleischweren Lügen auf den politischen Gegner eindrischt. In seinem eigenen sozialen Medium Truth Social postete er vor seinem Besuch der Katastrophengebiete folgende Einlassung:
Ich mag die Berichte nicht, die ich über die Bundesregierung und den demokratischen Gouverneur des Staates erhalte, die alles daransetzen, den Menschen in den republikanischen Gebieten nicht zu helfen.
So geht Menschenverachtung, denn so zerstört man ohne Not Vertrauen in genau die Staatsorgane und Hilfsorganisationen, die in Krisensituationen am meisten darauf angewiesen sind, wenn sie ihren Job erfolgreich machen sollen. Denn Vertrauen in die Helfer spielt bei Katastrophen eine wesentliche Rolle vor allem bei der
- Befolgung behördlicher Anweisungen, was für die Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit entscheidend ist,
- Akzeptanz und Nutzung bereitgestellter Ressourcen und Dienstleistungen und dabei, dass die Hilfe diejenigen erreicht, die sie am dringendsten benötigen,
- Übermittlung wichtiger Informationen über die Notfallsituation,
- Sicherstellung kontinuierlicher Unterstützung und Kooperation seitens der Betroffenen,
- Aufrechterhaltung des Vertrauens und der Unterstützung durch die Geber und Spenden,
- und schließlich dabei ein Gefühl der Stabilität und Sicherheit für die betroffene Bevölkerung wiederherzustellen oder aufrechtzuerhalten.
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