Warum Wälder brennen, Grönland schmilzt und Ölkonzerne florieren
Wälder sind überall weiter außer Kontrolle. Hitze-Eisschmelze in Grönland würde reichen, um Bayern einen Meter unter Wasser zu setzen. Gleichzeitig steigt Ölriese Saudi Aramco zum teuersten Unternehmen der Welt auf.
In Deutschland soll es heute noch einmal heiß werden, wodurch die Waldbrandgefahr erneut steigt. Lokal kann es im Verlauf des Tages zu Sturmböen, Starkregen und Gewittern kommen.
Vor allem betroffen von der anhaltenden Hitzewelle sind aber die südlichen Länder Europas, vor allem Griechenland und Spanien. Für Frankreich gibt es vorerst Entwarnung.
In Griechenland kämpfen die Einsatzkräfte mit unterschiedlichen Brandherden. Im Nationalpark Dadia im Nordosten wütet das Feuer schon seit Tagen. Hubschrauber, Löschflugzeuge und das Militär versuchen die Ausbreitung der Flammen einzudämmen.
Auch auf der Insel Lesbos und der Halbinsel Peloponnes sind die Brände weiter nicht unter Kontrolle. Tausende Hektar sind bereits verbrannt. Die Temperaturen sollen auch diese Woche erneut bei 40 Grad Celsius liegen, was zusammen mit Wind die Gefahr von neuen Bränden hochhält. Für die Gegend rund um Athen gilt die höchste Waldbrand-Warnstufe.
In Spanien ist vor allem die Kanareninsel Teneriffa betroffen. Dort wurden aufgrund von anhaltenden Bränden 600 Bewohner evakuiert. Spanien erlebt dieses Jahr die stärksten Waldbrände seit Beginn der Aufzeichnungen. Dazu kommen Extremtemperaturen, die vor allem im Süden Höchstwerte erreichen. Am Sonntag wurden in Andalusien 44 Grad Celsius gemessen.
Auch in Kalifornien in den USA kämpfen Tausende Feuerwehrleute gegen sich schnell ausbreitende Waldbrände nahe des bekannten Yosemite Nationalparks. Vollkommen außer Kontrolle ist das "Oak Fire", das bereits rund 6.000 Hektar Wald in kurzer Zeit vernichtet hat. Gouverneur Gavin Newsom rief am Samstag den Notstand für Mariposa County aus. Die Behörden forderten Tausende Bewohner in der Nähe des Feuers auf, ihre Häuser sofort zu verlassen.
Klimawissenschaftler warnen seit langem, dass Dürre, extreme Hitze und andere Folgen der Erderhitzung die Häufigkeit und Intensität von Waldbränden erhöhen. Ein kürzlich veröffentlichter UN-Bericht spricht von einer sich zuspitzenden "globalen Waldbrandkrise", wenn die Regierungen weltweit – insbesondere die der Industriestaaten, die am meisten für die Treibhausgase verantwortlich sind – ihre Energiepolitik nicht radikal ändern und die Nutzung fossiler Brennstoffe schnell auf null reduzieren.
Während sich nach Ansicht von Fachleuten immer deutlicher in Echtzeit zeigt, welchen Gefahren die Menschen bei weiterer Untätigkeit beim Klimaschutz ausgesetzt werden, zögert US-Präsident Joe Biden weiter, den nationalen Klimanotstand für das Land auszurufen soll. Es wäre ein Schritt, der es wichtigen Bundesbehörden ermöglichen und die benötigten Mittel freisetzen würde, um den Übergang der Vereinigten Staaten zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Umweltbewegungen, Klimawissenschaftler und progressive Demokraten im Kongress fordern diesen Schritt von Biden schon seit einiger Zeit, um die Blockade eines entsprechenden Gesetzes im Senat durch die Republikaner und einige demokratische Anhänger der fossilen Brennstoffindustrie zu überwinden.
Der britische Independent berichtete zudem über eine massive Eisschmelze in Grönland, bei der in drei Tagen etwa sechs Milliarden Tonnen Eis verloren gegangen sind. Grund für die Schmelze ist eine Hitzewelle in der Polarregion. Die "Hitze" dort beträgt zwar nur 15 Grad Celsius. Die Tageshöchsttemperaturen im Juli sind aber normalerweise niedriger und reichen von sechs bis zehn Grad.
Inmitten Klimakrise: Saudi-Arabien wird von Investoren hofiert
Um die Grönland-Eisschmelze in diesem Jahr einordnen zu können: Sechs Milliarden Tonnen sind ausreichend, um zum Beispiel das Bundesland Bayern fast einen Meter unter Wasser zu setzen. 2019 war bisher das verheerendste Jahr in Sachen Eisschmelze. In der damaligen Hitzewelle gelangten 532 Milliarden Tonnen Eis in die Ozeane. Der Meeresspiegel wurde dadurch dauerhaft um mehr als 1,5 Millimeter angehoben. Wenn das gesamte Grönlandeis schmilzt, steigen die Meere um mehr als 7,5 Meter.
Vor allem die Länder des globalen Südens sind vom Meeresspiegel-Anstieg betroffen. In Ghana zum Beispiel ist der Atlantik fast zwei Meter tief ins Landesinnere vorgedrungen und droht, eine ganze Reihe von Küstensiedlungen zu vernichten. In Bangladesch ist die Lebensgrundlage vieler Millionen Menschen durch das Eindringen von Meerwasser in Küstenregionen und immer verheerendere Überschwemmungen gefährdet, wie dieses Jahr erneut zu beobachten war.
Aber auch in reichen Ländern wird der Anstieg des Meeresspiegel zunehmend zu einem Problem, insbesondere in Ländern mit langen, stark besiedelten Küsten. Allein in den USA liegen die Kosten für Überschwemmungen bereits bei jährlich 32 Milliarden US-Dollar.
Eigentlich müsste vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Klimaschäden der Umstieg auf Erneuerbare Energien politisch Top-Priorität genießen. Doch das ist nicht der Fall. Das kann man auch daran ablesen, dass der Wert von fossilen Unternehmen keineswegs an Wert verliert, was bei einer von Regierungen eingeleiteten globalen Energiewende der Fall wäre.
Tatsächlich geht es den Konzernen, die mit Kohle, Gas und Öl handeln, besser als je zuvor. Letzte Woche gab Shell bekannt, dass es den Wert von Öl- und Gasanlagen, die es zuvor abgeschrieben hatte, voraussichtlich nach oben korrigieren wird, was die Aktienkurse des Unternehmens nach oben katapultierte.
Saudi-Arabien, das wegen der Menschenrechtsverletzungen von Investoren in letzter Zeit gemieden wurde, wird wieder hofiert. Im Mai überholte der Ölexporteur Saudi Aramco Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt – das wertvollste in der Geschichte der Menschheit. Trotz Versprechungen beim letzten Klimagipfel in Glasgow vor einigen Monaten reichte US-Präsident Joe Biden dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in Dschidda die Hand. Vereinbart wurde eine Ausweitung der Ölproduktion.
Und in Deutschland hat die Bundesregierung eine Gas-Offensive gestartet statt schneller auf die billigeren Erneuerbaren Energien umzusteigen sowie das Neun-Euro-Ticket fortzuführen, um die Emissionen auch im Verkehrssektor zu senken.