Was ist dran an den russischen Vorwürfen zum IS-Öl-Schmuggel via Türkei?
- Was ist dran an den russischen Vorwürfen zum IS-Öl-Schmuggel via Türkei?
- "Vier Fronten kann Russland sich nicht leisten"
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Putin erklärt, der Abschuss der SU 24 sollte Öl-Schmuggel-Route schützen. Ein Sohn von Erdogan ist angeblich in illegale Öl-Geschäfte verwickelt
Starke Worte vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gestern am Rande des Klima-Gipfels in Paris: Er werde zurücktreten, wenn Beweise vorgelegt werden, dass die Türkei Öl von den Terroristen des IS kaufe, kündigte er an.
Erdogan fühlt sich offenbar sicher. Falls Russland die von Putin am Montag angekündigten "neuen Beweise" für den Schmuggel von IS-Öl via Türkei vorlegt, könnte Ankara die Echtheit der vorgelegten Beweise immer noch anzweifeln. Ein Rücktritt des türkischen Präsidenten ist also unwahrscheinlich.
Wladimir Putin hatte am Montag in Paris erklärt, diejenigen, die den Befehl zum Abschuss des russischen Kampfflugzeuges gaben, hätten die Schmuggelwege zu den Häfen in die Türkei sichern wollen, "wo die Tanker beladen werden". Der russische Präsident erklärte, man habe "zusätzliche Informationen" bekommen, dass Öl aus den vom IS "und anderen Terroristen" kontrollierten Gebieten in die Türkei geliefert wird. Dass die Türkei die im syrischen-türkischen Grenzgebiet lebenden Turkmenen schützen wolle, sei nur "ein Vorwand".
Der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, wollte sich am Dienstag nicht weiter zu den "neuen Beweisen" äußern, sondern erklärte nur, die Information darüber, dass die Türkei Öl vom IS kauft, brauche man nicht, um die Türkei zu überführen, sondern "um den Terrorismus zu bekämpfen".
Dazu siehe auch das Update: Illegaler Ölverkauf um die Hälfte gesunken
Russische Zeitung: Erdogan-Sohn handelt mit Schmuggel-Öl
Die russischen Medien berichten schon seit Monaten über den Öl-Schmuggel aus dem vom IS kontrollierten Gebiet in die Türkei, an vorderster Front das Moskauer Komsomolskaja Prawda. Das Blatt berichtete letzte Woche, dass der Sohn des türkischen Präsidenten, Bilal, selbst mit Öl aus dem IS-Territorium handelt. Und es gäbe auch ein Foto, welches Bilal mit IS-Führern zeigt.
Bilal Erdogan ist Geschäftsmann. Ihm gehört die Reederei BMZ Ltd. Das Unternehmen hat erst im September letzten Jahres zwei neue Tanker für insgesamt 36 Millionen Dollar gekauft. Die Tanker fahren, um der türkischen Steuer zu entgehen, unter maltesischer Flagge.
Schmuggelrouten bedroht
Die Moskauer Wochenzeitung Argumenty i Fakty berichtete im Oktober letzten Jahres , dass sich in dem vom IS kontrollierten Territorium zehn Ölquellen befinden. Die Terrororganisation habe durch den Verkauf von Öl am Tag zwei Millionen Dollar verdient. Bis zu den Luftschlägen der USA habe der IS am Ölverkauf im Jahr 800 Millionen Dollar verdient.
Wie aus einer von der Financial Times veröffentlichten Grafik hervorgeht, laufen die meisten Schmuggelrouten aus Syrien in die Türkei über den westlichen Teil der syrisch-türkischen Grenze. Eben in dieser Region, nördlich von Latakia, wurde am Dienstag vor einer Woche das russische Kampfflugzeug abgeschossen.
Das Schmuggelnetz scheint weit gespannt. Das israelische Internetportal Globes berichtete am Montag, dass in den vom IS kontrollierten Gebieten täglich bis zu 40.000 Barrel Öl produziert werden. Kurdische und türkische Schmuggler würden das Öl aus den IS-Gebieten nach Israel verkaufen. Israel bekomme 75 Prozent seines Öl aus dem kurdischen Teil des Irak. Das Portal meint zu wissen, dass das Öl über die kurdische Stadt Zakhu (gelegen am Dreiländereck Irak, Syrien, Türkei) in die türkische Stadt Silop transportiert und für 15 bis 18 Dollar pro Barrel - die Hälfte des Weltmarktpreises - verkauft wird.
Der russische Präsident Putin hatte schon auf dem G 20-Gipfel in Antalia Bilder vom Öl-Schmuggel gezeigt. Die Bilder seien von russischen Piloten aus 5.000 Meter Höhe aufgenommen worden, erklärte der Kreml-Chef. Tanklaster würden eine "lebendige Pipeline" bis zum Horizont bilden. Der russische Armee-Sender Zvezda zeigte am Dienstag ein Video dieser Kolonnen von Öl-Tankwagen, die zur syrisch-türkischen Grenze fahren.
Am Sonnabend hatte auch der irakische Politiker Mowaffak al-Rubaie auf seiner Facebook-Seite berichtet, dass die Türkei es den Terroristen des IS erlaube, Öl auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Der Politiker, der von 2004 bis 2009 Berater des irakischen Geheimdienstes war, berichtete außerdem, dass verwundete Kämpfer des IS in türkischen Krankenhäusern versorgt würden. Auch wusste Mowaffak zu berichten, dass monatlich hunderte Freiwillige die Grenze nach Syrien übertreten, um sich dem IS anzuschließen.