Was lernen wir aus diesem Hitze-Sommer?
Ein Kommentar
Wälder brennen, Felder verdorren, Bäume und Wiesen trocknen aus. Das noch "ewige Eis" am Nordpol und Südpol, in Grönland und Alaska schmilzt schneller als je zuvor in den letzten 800.000 Jahren. Am Ende dieses Jahrhunderts gibt es in den Alpen vielleicht noch einen einzigen Gletscher.
Den Milliardenvölkern Indien und China droht, so warnt auch der Dalai Lama, der im nordindischen Dharamsala lebt, eine heute noch unvorstellbare Wasserkatastrophe, von der über zwei Milliarden Menschen betroffen sein werden.
Wenn der Meeresspiegel um 60 Meter steigt
In Europa und Deutschland werden die Waldbrände von Griechenland bis Finnland im Sommer 2018 in der kollektiven Erinnerung bleiben. Wissenschaftler aus der ganzen Welt befürchten eine "Heiß-Zeit", in der noch in diesem Jahrhundert die globale Temperatur um fünf Grad ansteigen kann, der Meeresspiegel langfristig um bis zu 60 Meter.
Die größte Gefahr geht vom Auftauen der Permafrostböden in Sibirien, Westchina, Alaska und Kanada aus. Denn die globale Erhitzung setzt dort riesige Mengen Methangas frei, das etwa 25mal so klimaschädlich ist wie das bisherige Haupttreibhausgas CO2.
Schon in den letzten Jahrzehnten hat sich die Arktis doppelt so schnell erwärmt wie die übrige Welt. Ich habe in Grönland Tage erlebt, an denen es dort wärmer war als in Mitteleuropa. In diesem Sommer 2018 lagen die Temperaturen in der Arktis an vielen Tagen um fünf Grad über dem bisherigen Mittelwert. Polarforscher haben errechnet, dass es noch vor 50 Jahren im Nordpolarmeer doppelt so viel Packeis gab wie 2018.
Wenn der Nordpol eisfrei wird
Schon in wenigen Jahren wird das Nordpolarmeer im Sommer total eisfrei sein, befürchten Klimaforscher.
Der renommierte und langjährige Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Professor Hans Joachim Schellnhuber, spricht in dem aufrüttelnden Buch "Selbstverbrennung" vom "Selbstmordprogamm der Menschheit". Nach diesem Sommer stimmen ihm alle unabhängigen Klimaforscher der Welt zu. Nur Präsident Trump und die deutsche AfD begreifen die Gefahr noch immer nicht oder wollen sie nicht begreifen. Und der alte Energie-Dinosaurier RWE will noch immer Wälder abholzen, um den Klimakiller Braunkohle fördern zu können.
Was lernen wir aus diesem Sommer 2018?
Wer Augen hat zu sehen, Ohren zu hören und ein halbwegs funktionierendes Gehirn, kann die Klimaerhitzung nicht mehr verdrängen oder leugnen. Was wir im Sommer 2018 alle erlebt haben, ist exakt das, was die Klimaforschung seit Jahrzehnten vorhergesagt hat. Doch für viele Deutsche und Mitteleuropäer waren die Klimaprognosen bisher eher Theorie. Sie waren je selbst noch nicht betroffen.
Insofern war auch für uns dieser Sommer ein Weckruf. Vielleicht der letzte. Jetzt plötzlich ist "Heiß-Zeit" auch bei uns mögliche Realität geworden. Solche Sommer können Normalität werden. Schon der Hitzesommer 2003 hat in Westeuropa 60.000 Hitzetote gefordert. Die diesjährige Bilanz steht noch aus.
Die Politik hat riesigen Nachholbedarf an entsprechenden Entscheidungen wie den raschen Kohleausstieg oder das baldige Ende des Verbrennungsmotors in PKWs. Die Zeit, in der jede und jeder Einzelne, die Wirtschaft und die Politik noch handeln können, geht rasch zu Ende.
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