Was steckt hinter dem Gewaltausbruch in Nahost?
- Was steckt hinter dem Gewaltausbruch in Nahost?
- Unzufriedenheit von Iran und Hamas mit Annäherungspolitik
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Bei den israelisch-arabischen Annäherungen blieben der Iran und Hamas außen vor. Das rächt sich nun. Gibt es einen Ausweg aus der weiteren Eskalation?
Die Eskalation im Nahen Osten hat sich zum schärfsten bewaffneten Konflikt in der Region seit 1973 entwickelt. "Wir befinden uns im Krieg", fasst der israelische Ministerpräsident Netanjahu die Situation knapp wie dramatisch zusammen.
Wenn man nach den Ursachen dieser dramatischen Ereignisse sucht, darf man ebenfalls die Vorgeschichte nicht vergessen. Vor fast genau 50 Jahren startete eine von Syrien und Ägypten angeführte arabische Koalition am heiligsten Tag des jüdischen Kalenders Jom Kippur, übersetzt dem "Tag des Jüngsten Gerichts" einen Überraschungsangriff auf Israel.
Überraschung trotz regelmäßiger Gewaltausbrüche
Ebenso überrascht wirkte auch Israel vom Angriff der Hamas aus dem Gazastreifen, einer palästinensischen Enklave. Es gelang ihnen auf Anhieb, in 14 israelische Siedlungen einzudringen, begleitet von heftigen Raketenangriffen.
Es gab Hunderte Tote und Gefangene unter den Israelis. In der Hauptstadt Tel Aviv schien der Sirenenalarm gar nicht mehr zu verstummen. Im Süden des Landes kam es zu Straßenkämpfen. Inzwischen läuft der israelische Vergeltungsschlag, der wiederum im Gazastreifen mindestens 300 Todesopfer forderte.
Periodische Eskalationen dieses Dauerkonflikts sind in den letzten Jahrzehnten fast zu einer Gewohnheit geworden. Ein so großer Gewaltausbruch ist dennoch außergewöhnlich. Doch dabei sollte man nicht vergessen, dass es erst im Mai 2021 zu 200 Todesopfern kam – die meisten im Gazastreifen durch israelische Luftangriffe.
Vorsichtige arabisch-israelische Annäherung
Dass man die vorherigen Kampfrunden nicht so ernst nahm, lag auch daran, dass sich Israel ansonsten in einem aktiven Prozess einer Reihe von arabischen Staaten anzunähern schien. 2020 kam es zur Unterzeichnung des Abraham-Abkommens zwischen dem jüdischen Staat, den Emiraten und Bahrain.
Viele sahen das als Wendepunkt für den gesamten Nahen Osten – zuvor hatten überhaupt nur Ägypten und Jordanien die staatliche Existenz Israels anerkannt. Diplomatische Beziehungen wurden in Gang gesetzt, die arabisch-israelische Annäherung belebt. Ende 2020 verfolgten der Sudan und Marokko gegenüber Israel einen ähnlichen Ansatz.
Rechtsgerichtete Regierung Israels mit Provokationen
Dass es danach anders kam, hat auch mit Entwicklungen innerhalb Israels zu tun. Im Dezember 2022 kam eine rechtsgerichtete Regierung in Tel Aviv an die Macht.
Anfang Januar 2023 besuchte der neue Minister Israels für Nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir den Tempelberg in Jerusalem. Die entstehende Provokation verstärkte er durch den Ausspruch, dass "die Palästinenser nach Saudi-Arabien oder andere Orte wie den Irak oder den Iran gehen können".
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Dieses Verhalten hat sowohl bei den Palästinensern als auch in der gesamten arabischen Welt und muslimischen Welt Kritik hervorgerufen. Ministerpräsident Netanjahu musste einen geplanten Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten absagen.
Es folgten noch Ende Januar 2023 brutale Razzien israelischer Sicherheitskräfte im Westjordanland, bei denen elf Palästinenser getötet wurden. Als Reaktion darauf verübten palästinensische Radikale einen Terroranschlag mit sieben Toten in Jerusalem – der größte in der Stadt seit 2008.
In den folgenden Monaten gelang es beiden Seiten nochmals trotz dieser Grausamkeiten und Unnachgiebigkeiten, die Situation einzudämmen. Der Annäherungsprozess zwischen Saudi-Arabien und Israel wurde unter Vermittlung von Washington zunächst fortgesetzt.
Ende September besuchte der israelische Tourismusminister sogar Riad, um an einer Konferenz der UN-Tourismusorganisation teilzunehmen – der erste offizielle Ministerbesuch Israels im saudischen Königreich überhaupt. Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen bestand die Hoffnung, dass die Palästinenserfrage zumindest auf Eis gelegt werden könnte.