Was steckt hinter dem Gewaltausbruch in Nahost?

Seite 2: Unzufriedenheit von Iran und Hamas mit Annäherungspolitik

Doch mit dieser Aussicht waren palästinensische Radikale ebenso wie ihr wichtigster Gönner Iran offensichtlich nicht zufrieden. Und sie beschlossen, mit einer radikalen Aktion die Existenz des Palästinenserproblems in Erinnerung zu rufen.

Hamas-Sprecher Ghazi Hamad hat dabei wiederholt betont, dass "die Normalisierung eine große Schande ist. Sie ist ein Messer im Rücken der Palästinenser." Er forderte alle arabischen Staaten auf, "die Normalisierung mit Israel sofort zu stoppen".

Auch der Iran blieb bei der israelisch-arabischen Annäherung außen vor und ein Gegner dieser Entwicklung. Das alles, obwohl Teheran seinerseits versuchte, seine Beziehungen zu den arabischen Staaten wiederherzustellen. Der Iran blieb der Hauptförderer radikaler Islamisten im Nahen Osten – sei es die schiitische Hisbollah im Libanon oder eben die Hamas in Gaza.

Zusätzlich ist jede Eskalation zwischen Israel und den Palästinensern für die iranische Führung auch eine innenpolitische Ressource, um die eigene Bevölkerung vor den riesigen eigenen Problemen etwa in der Wirtschaft abzulenken. Das war jedoch in der Vergangenheit nicht immer von Erfolg gekrönt, wie die Massenproteste Ende letzten Jahres im Land zeigten. Außenpolitische Maßnahmen versammeln nicht immer die Bevölkerung um die eigene Flagge.

Die Hamas blieb ein örtlich mächtiger Faktor

Doch nicht nur der Iran unterstützt die Hamas finanziell. Auch Katar gehört zu den Förderern. Es war dieser Staat, der Anfang der 2010er-Jahre im Arabischen Frühling auf Islamisten setzte, die dann aber etwa in Tunesien oder Ägypten von der Entwicklung "über Bord" geworfen wurden.

Die Kämpfer der Hamas dagegen blieben – wenn auch in einem kleinen Gebiet – an der Macht. So kam es auch zur endgültigen Spaltung der palästinensischen Bewegung, die bis heute nicht überwunden ist.

Dabei stärkt jede militärische Eskalation die Position der Hamas bei den Palästinensern. Die Radikalen beweisen, dass es eine Alternative zur Strategie der Gewaltlosigkeit und oft ineffektiven Diplomatie gibt, die der betagte 87-jährige Präsident von Palästina, Mahmut Abbas, mit Sitz in Ramallah im Westjordanland verfolgt.

Denn trotz allem setzten sich die Hamas und die Israelis bisher nach jeder Eskalation an den Verhandlungstisch und einigten sich auf einen Waffenstillstand. Standardvermittler ist hier mittlerweile Ägypten, das auch dieses Mal bereits diplomatische Bemühungen gestartet hat.

Es ist schwierig zu beurteilen, wie sich die aktuelle Entwicklung auf die bisherige Annäherung Israels und der arabischen Welt auswirken wird. Die Erreichung eines langfristigen Frieden ist jedoch durch sie nicht möglich, solange der Iran und die von ihm geförderten Gruppen außen vor bleiben.