Wenn Lokführer oder Piloten streiken
Seite 3: Boulevardmedien - Qualitätsmedien - Nachrichtenagenturen
- Wenn Lokführer oder Piloten streiken
- "Deutliche Parallelen zu den Pressemitteilungen der Arbeitgeberverbände"
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Und es gibt Unterschiede zwischen Boulevard und Qualitätszeitungen. So berichten Boulevardmedien (Bild, Berliner Kurier) nur über Tarifkonflikte mit hoher Betroffenheit. Sie machen die Arbeitnehmer dafür verantwortlich und bewerten sie deutlich negativer als Qualitätszeitungen oder die Nachrichtenagentur dpa, Hintergründe werden kaum beleuchtet.
Die Qualitätszeitungen sind da gründlicher, in der Bewertung des Tarifkonflikts sei bei den konservativen Medien aber eine deutliche Boulevardisierung zu bemerken, so die Studie: "Sie sind in Sachen Personenzentrierung und Emotionalität der Artikel auf ähnlichem Niveau wie die Boulevardmedien; bei der Fokussierung auf den Konfliktcharakter übertreffen sie diese sogar."
Gut weg kommt dagegen die Nachrichtenagentur dpa, der die Studie bescheinigt, sie zeige "bei der Berichterstattung über Tarifkonflikte die geringsten Tendenzen einer boulevardesken Darstellung". Sie emotionalisiere am wenigsten, rücke eher Sachthemen als Personen ins Blicklicht und sei auch "inhaltlich am ausgewogensten".
Fazit: Insgesamt recht ausgewogen
Wenn Gewerkschaften in Streikzeiten nicht gut weg kommen, dann liegt das also daran, dass am meisten über Konflikte mit hohem Betroffenheitsgrad berichtet wird: "Gewerkschaften werden weder in Spitzenmomenten der Konflikte noch im Verlauf der Konflikte mit hoher Betroffenheit aus einer günstigen Perspektive dargestellt. Die Arbeitnehmerperspektive kommt lediglich in der Einigungsphase und bei Tarifkonflikten mit angenommener geringerer Betroffenheit zum Tragen". Die Arbeitgeber würden deswegen aber nicht automatisch besser erscheinen.
Insgesamt gesehen kommen die deutschen Leitmedien im Durchschnitt dennoch ganz gut weg: "Inhaltlich erweist sich die Berichterstattung über alle Medien und Konflikte hinweg als recht ausgewogen", schreiben Christina Köhler und Pablo Jost. "Dennoch bleibt festzustellen, dass die Arbeitnehmerseite und deren Forderungen insgesamt negativer dargestellt werden."
Das liege daran, dass die Tarifkonflikte der Lokführer und der Piloten die größte mediale Resonanz gehabt hätten, was sich auch in der Studie niederschlage: "Es sind vor allem solche Tarifkonflikte, die das mediale und damit öffentliche Bild der Beziehungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften prägen."