Wenn Trump China "Währungsmanipulation" vorwirft

Grafik: TP

Neben dem Handelskrieg bahnt sich immer stärker ein Währungskrieg zwischen den USA und China an, der die schwächelnde europäische Konjunktur in die Rezession drücken dürfte

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Die Börsen in Europa haben zum Teil panisch auf die Tatsache reagiert, dass es zwischen den USA und China wieder einmal kracht und Donald Trump nun China der "Währungsmanipulation" bezichtigt. Der Frankfurter Leitindex Dax ist nach "zuletzt heftigen Rückschlägen" auch am Dienstag unter Druck geblieben. Er schloss knapp 1% im Minus und "sackte damit auf den tiefsten Stand seit Ende März ab".

Eskalationsstrategie

Das war ein Ergebnis der Vorgaben aus den USA. Die Börsen dort verzeichneten angesichts der verschärften Spannungen zwischen China und den USA die schwersten Verluste des Jahres. Der Dow-Jones-Index brach an der Wall Street um fast 3% ein und der technologieorientierte Nasdaq sogar um fast 3,5%. Und in einigen europäischen Ländern sah es sogar noch schlechter als in Frankfurt aus. In der spanischen Hauptstadt Madrid fiel der Leitindex Ibex 35 sogar auf den tiefsten Stand im laufenden Jahr.

Am heutigen Mittwoch erholen sich die Kurse zum Teil wieder etwas, da Trump zuletzt Dialogbereitschaft signalisiert hat. Doch auf Entspannung hofft man gerade in den USA offenbar nicht wirklich, denn der Dow-Jones schwächelt und steht auch heute im Minus. Tatsächlich sollte man angesichts der Eskalationsstrategie des US-Präsidenten auch nicht viel auf seine Dialogangebote geben.

Denn eigentlich hatten Trump und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels im japanischen Osaka im Juni eine "Waffenruhe" im Handelskrieg vereinbart. Da China die Handelsgespräche mit den USA wieder aufgenommen hatte, sicherte Trump im Gegenzug in Osaka zu, geplante neue Strafzölle auszusetzen.

Doch nun wurde Trump mit seiner neuen Eskalation wortbrüchig, denn er hat neue Strafzölle gegen China verhängt. Produkte im Wert von etwa 300 Milliarden US-Dollar werden ab September mit einem neuen Strafzoll von 10% belegt. Damit stockt Trump nur bisherige Sanktionen weiter auf und heizt damit den Handelskrieg weiter an, den er mit China - aber auch mit der EU - vor gut einem Jahr losgetreten hat.

Längst erheben die USA Zölle von bis zu 25% auf chinesische Produkte im Handelswert von etwa 250 Milliarden Dollar. Und das war fast schon die Hälfte aller US-Importe aus China. Einen guten Überblick darüber, wie Trump den Handelsstreit mit China in welchen Stufen eskaliert, gibt die Neue Zürcher Zeitung (NZZ).

Zuckerbrot

Die US-Administration spielt das Spiel mit dem Zuckerbrot und der Peitsche, wobei vor allem die Peitsche zum Einsatz kommt. Das Zuckerbrot wird nur verbal angeboten, wie gerade von Larry Kudlow. Der Direktor des National Economic Council erklärte im Interview, dass Präsident Trump "gerne einen Deal machen würde". Deshalb plane man im September eine Reise nach China.

Die USA haben mit ihrer Eskalationsstufe vor, gestärkt in die Gespräche zu gehen. Kudlow geht von diversen erratischen Vorstellungen aus: Er glaubt, man könne China angesichts einer angeblich "bröckelnden Wirtschaft" durch Druck und Maßnahmen wie Sonderzöllen zu großen Zugeständnissen bewegen.

Das Reich der Mitte sei nicht mehr das Kraftpaket, das es noch vor 20 Jahren war, meint der Trump-Wirtschaftsberater, weil die chinesische Wirtschaft zuletzt nur noch um 6,2% gewachsen sei. Kudlow glaubt auch, dass die USA einen Konflikt besser überstehen könnten als China. "Die US-Ökonomie ist sehr stark, aber die chinesische nicht."

Er räumte allerdings ein, dass der Handels- und Währungskrieg auch die USA beschädigen wird. Kudlow geht aber davon aus, dass es China härter treffen wird. Als Zuckerbrot hält er hin, dass Trump für mögliche Änderungen an den "neuen Zöllen auf chinesische Produkte" bereit sei, "sollten die Gespräche mit der Volksrepublik gut laufen."

Chinas Reaktion auf die Strafzölle

Die Vorzeichen stehen allerdings schlecht. Denn hatte sich China bisher noch weitgehend zurückhaltend gezeigt, platzt in Beijing angesichts des Trump-Verhaltens offensichtlich einigen der Kragen. Als klare Reaktion auf neue Strafzölle haben chinesische Unternehmen nun die Einfuhr von Agrargütern aus den USA gestoppt. "Die entsprechenden chinesischen Unternehmen haben den Erwerb von US-Agrarprodukten eingestellt", hatte das chinesische Handelsministerium in der Nacht zum Dienstag mitgeteilt.

Was Trump besonders erzürnt, ist, dass die chinesische Notenbank keine "konkreten Schritte" in Bezug auf die Währung unternommen hat, wie auch das US-Finanzministerium erklärt. Das hat die Wortwahl von Trump übernommen und nennt nun erstmals seit 25 Jahren die Volksrepublik einen "Währungsmanipulator". Dabei hat die chinesische Notenbank (PBOC) die Währung nicht "abgewertet", wie das Ministerium behauptet, sondern offenbar nur neue Schritte unterlassen, um den Renminbi zu stützen (Yuan ist nur eine Recheneinheit).

Deshalb wurde die Grenze von 7 Yuan für einen US-Dollar unterschritten, die bisher stets von der PBOC verteidigt wurde. Dass China das nun nicht mehr tut, ist eine politische Entscheidung. Man signalisiert so, dass die Geduld mit der Regierung Trump Grenzen hat.

Das US- Finanzministerium behauptet aber, China habe eine lange Tradition bei der Unterbewertung seiner Währung und die Notenbank interveniere entsprechend stets auf dem Währungsmarkt. In diesen Tagen sei die Währung gezielt abgewertet worden, weil umfangreiche Währungsreserven nicht zur Stützung eingesetzt worden seien, um sich unfaire Vorteile im internationalen Handel zu verschaffen.

Es ist bekannt, dass mit dem fallenden Währungskurs die chinesischen Waren in anderen Währungsräumen billiger werden. Tatsächlich könnte China, indem es den Yuan abwertet oder einfach nicht mehr stützt, einen Teil oder den gesamten nachteiligen Effekt wieder auffangen, die dem Land aus den US-Strafzöllen entstehen.

"Die chinesische Zentralbank taugt kaum zum Sünder"

Interessant ist aber, dass auch klare Stimmen gibt, die die Vorwürfe aus den USA gegen China zurückweisen. So etwa das öffentlich rechtliche Schweizer Radio (SFR), wo man anmerkt dass China die Manipulationen klar zurückgewiesen hat. Die chinesische Notenbank schreibt die Abwertung den Bewegungen am Markt zu - und das, so meint der SFR, sei nicht ganz falsch: "Schon die Ankündigung hoher neuer Zölle auf chinesische Importe in die USA hat den Yuan-Kurs unter Druck gesetzt."

So hat ausgerechnet die US-Politik den Währungskurs noch stärker unter Druck gebracht. Ob eine Nicht-Intervention zur Stützung eine unfaire Währungsmanipulation ist, wird vom SFR jedenfalls angezweifelt.

Die Neue Zürcher Zeitung analysiert die Lage tiefer. Sie erklärt, dass die Versuche, den Wert einer Währung tief zu halten, in den letzten Jahren tatsächlich salonfähiger geworden seien: "Doch ein Blick auf die Entwicklung der realen Wechselkurse zeigt, dass die chinesische Zentralbank kaum zum Sünder taugt." Die NZZ kommt zum Ergebnis, dass sogar das Gegenteil der Fall ist: "Der chinesische Yuan ist die stärkste Währung von allen."