Wie Ökosysteme im Klimawandel zerstört werden

Seite 2: Warum die Extreme extremer werden

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Wir haben also für die nächsten Jahrzehnte nicht nur mit einer Veränderung des "normalen Wetterverlaufs" zu tun, nicht nur damit, dass Wetterereignisse sich häufen werden, die nach jahrhundertealter Erfahrung als extrem anzusehen waren, und von denen wir noch nicht wissen können, ob sie die neue Normalität sind oder auch nur Übergangsphänomene hin zu anderen Extremen. Eine neue Normalität ist bis auf weiteres nicht zu erwarten. Die energetische Intensität der Extremereignisse wird dabei zunehmen: Stürme werden verheerender, Niederschläge sintflutartiger, Gewitter zerstörerischer. Darüber hinaus (und dadurch verursacht) werden wir eine Schwächung und Verödung der Biosphäre erleben: Parks und Landschaften werden vertrocknen und verbrennen oder in Fluten ertrinken, Tierarten, deren heimatliche Lebensräume diese Biotope waren, werden sich zurückziehen und aussterben. Das alles wird begleitet von einem allmählichen Anstieg der Meeresspiegel, welcher zu zeitweisen und später dauerhaften Überschwemmungen flacher Inseln und Küstenregionen führt.

Man könnte die verschiedenen IPCC-Berichte, die in den vergangenen Jahren erschienen sind und die den Stand der Forschung zu den Konsequenzen des Klimawandels dokumentieren, weiter detailliert durchgehen und die neutrale, abwägende, nüchterne und zuweilen trockene Sprache der Wissenschaft in plastisch vorstellbare Konsequenzen für den Alltag übertragen. Grundsätzliche Muster des Geschehens zeigen sich jedoch schon bei den bisher geschilderter Ereignissen, die in Zukunft zu erwarten sind: Der sich verschärfende Klimawandel zeigt sich bereits in den nächsten paar Jahrzehnten, optimistisch betrachtet ab Mitte unseres Jahrhunderts, in einer Kette von zerstörerischen Extremereignissen, die früher Jahrhundertereignisse genannt wurden, und die wir in Zukunft fast im Jahrestakt zu erwarten haben: Sturmfluten, Orkane, Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürreperioden. Die Auswirkungen dieser Extremereignisse werden sich gegenseitig verstärken. Gesellschaften werden enorme Kräfte mobilisieren müssen, um die Folgen zu beseitigen, und dies wird immer schwieriger, je häufiger die Katastrophen aufeinander folgen und je intensiver sie werden.

Von den unmittelbaren Auswirkungen werden verschiedene Regionen unterschiedlich betroffen sein, sowohl im globalen als auch im regionalen und nationalen Maßstab. In Europa etwa werden Bergregionen und einige Küstenbereich schon bald existenziell bedroht sein. Mittelbar werden aber über die wechselseitigen Abhängigkeiten in Wirtschaft, Transport und Energieversorgung auch Regionen betroffen sein, die nicht unmittelbar von einer Überschwemmung, einem Sturm oder einer Dürre heimgesucht werden.

Was sind die Konsequenzen für die kulturellen und technischen Lebensbedingungen der Menschen? Das soll uns als nächstes beschäftigen.