Wie war das noch mal im Mittelteil?
Schlafen ist gut fürs Gedächtnis
Der Volksmund rät, über dies und jenes erst einmal eine Nacht zu schlafen. Das klingt sympathisch und ist sogar sehr weise und richtig, wie die Wissenschaft gerade wieder bewiesen hat. In der aktuellen Ausgabe von Nature stellen zwei amerikanische Forscherteams ihre Ergebnisse zur Untersuchungen von Schlaf und Gedächtnisleistung vor.
Das Forscherteam um Daniel Margoliash vom Institut für Psychologie der Universität Chicago trainierte bei seiner Studie 84 Probanden darauf, bekannte Wörter wiederzuerkennen, die jedoch durch die "Aussprache" eines Computers schwerer als natürliche Sprache zu verstehen waren. Je länger die Testpersonen allerdings übten, um so besser verstanden sie den Sprachroboter, der bei jeder Testrunde neue Wörter von sich gab, die sich nie wiederholten. Dabei machten die Forscher folgende Beobachtung: Wenn morgens Gelerntes, abends geprüft wurde, zeigten sich zwar Lernfortschritte, doch waren die erzielten Ergebnisse erheblich besser, wenn zwischen Übungseinheiten und Test ein Schläfchen lag.
Das Überraschende: Auch Personen die morgens trainiert und abends schlecht abgeschnitten hatten, zeigten bei einem Test am nächsten Morgen eine deutlich bessere Leistung. Dabei schienen Faktoren wie ein durch den Biorhythmus bedingtes Leistungshoch am späten Nachmittag keine Rolle zu spielen, denn es stellte sich heraus, dass es egal war, ob die Trainingseinheiten am Morgen oder am Abend stattfanden, ausschlaggebend für die Erinnerungsleistung war die Schlafpause zwischen Übungs- und Testphase. Nur über Nacht regenerierten sich die Sprachfähigkeiten wieder, die im Verlauf des Tages verloren gegangen waren.
Die Wissenschaftler aus Chicago schlossen daraus, dass Schlaf zwei unterschiedliche Auswirkungen auf den Lernprozess hat. Er konsolidiert einerseits die Erinnerung und schützt sie so vor nachfolgenden Eindrücken. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass Erinnerungen aufgefrischt werden. Aus welchem Grunde jedoch die Tests ohne eine Schlafpause zu einem schlechteren Ergebnis führten, konnten die Wissenschaftler nicht ergründen. Sie vermuten lediglich, dass der Schlaf wichtige Assoziationen stärkt und weniger wichtige aussortiert.
Matthew Walter und seine Kollegen von der Harvard Medical School ließen 100 Freiwillige Rechtshänder verschiedene einfache Fingerübungen durchführen. Sie wollten herausfinden, wie Wissen im Gehirn gespeichert wird und welche Rolle der Schlaf bei diesem Prozess spielt. In acht Testgruppen wurden ihre Probanden unterschiedlichen Übungs- und Testeinheiten unterzogen, bei denen die Aufgabe darin bestand, mit den Fingern diverse Zahlenkombinationen auf einer Tastatur zu klopfen, jeweils zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Intervallen. Auch das Bostoner Wissenschaftlerteam konnten belegen, dass Schlaf die Erinnerung verfestigt: Nach einem ordentlichen Nachtschlaf waren die Testpersonen deutlich besser in der Lage, sich an die Zahlenabfolgen zu erinnern. Walker und seine Mitarbeiter machten drei Phasen des Lernens dingfest.
Sie stellten fest, dass das Kurzzeitgedächtnis etwa sechs Stunden benötigt, um sich zu stabilisieren und weniger störanfällig für konkurrierende Informationen zu werden. Im Schlaf wird dann das gesicherte, aber noch ungeordnete Material konsolidiert. Danach war bei den Getesteten eine Verbesserung ihrer Gedächtnisleistung zu beobachten. Wurde dieses Wissen jedoch später in einem neuen Zusammenhang (einer neuen Übung) erneut abgefragt, stellte sich heraus, dass die Erinnerung wieder "labil" wurde erneut verfestigt werden musste. Gleichzeitig wurde das Gelernte damit aber auch formbar, es konnte durch neue Erfahrungen sozusagen verfeinert werden.
Die Botschaft, dass Schlafen notwendig für Lernprozesse ist, kommt zu dieser Jahreszeit wie gerufen. Da kann man getrost ausgiebig in die Matratze horchen und sich damit trösten, dass man ja gerade ein bisschen Wissen konsolidiert.