Wieder Drohnenprobleme bei der Bundeswehr

Luna-Drohne der Bundeswehr. Bild: Owly K, CC BY-SA 3.0

"Luna" gehört zu den am meisten genutzten und ältesten Drohnen der Bundeswehr. Auftragnehmer für ein Nachfolgesystem hat nun Insolvenz angemeldet.

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In den vergangenen zwei Wochen hat sich SPD für die Notbremse zur Bewaffnung von Bundeswehrdrohnen entschieden. Es geht um das System "Heron TP" aus Israel, das die seit 2010 geflogenen "Heron 1" ersetzen soll. Beide Systeme werden also weiterhin nur zur Aufklärung eingesetzt. Neben der "Heron 1" fliegt die Bundeswehr in Afghanistan und Mali außerdem die unbemannte "Luna".

Die Abkürzung steht für "Luftgestützte, Unbemannte Nahaufklärungsausstattung".Hersteller der "Luna" ist die Firma EMT im bayerischen Penzberg. Mit einem Zweitaktmotor und einer Flügelspannweite von über vier Metern erreicht die Drohne eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 160 Stundenkilometern. Zur Ausrüstung gehören eine elektro-optische Videokamera, außerdem eine Wärmebildkamera oder eine digitale Kamera für hochauflösende Standbilder.

Diese Daten werden in Echtzeit zu Boden gefunkt. Hinzu kommt eine weitere Videokamera, die eine "quasi Pilotensicht" in die Bodenkontrollstation übermittelt. Die Überwachungstechnik wurde durch eine Plattform des Fraunhofer-Instituts IOSB optimiert.

Mehrere Dutzend Abstürze

Die "Luna" ist seit 2003 im Bestand des Heeres. Damit ist sie das am längsten genutzte unbemannte System bei der Bundeswehr. Mit der israelischen "Heron 1" ist sie außerdem das am intensivsten genutzte System bei der Bundeswehr. Die "Heron 1", die über 24 Stunden in der Luft bleiben kann, verzeichnet mittlerweile über 50.000 Flugstunden.

Die "Luna", deren maximale Flugzeit mit sechs Stunden angegeben wird, rangierte im vergangenen Jahr auf dem zweiten Platz mit 18.000 Flugstunden.Die Zahlen zeigen die Bedeutung der "Luna" im Einsatz der Bundeswehr. Die Flotte besteht aus derzeit 84 Luftfahrzeugen, wobei bis 2013 allein 52 nach Abstürzen ersetzt werden mussten.

Während bei der "Heron" lediglich die Bewaffnung infrage steht, bahnt sich bei der "Luna" jetzt ein deutlich größeres Problem an. Seit Jahren plant das Verteidigungsministerium die Nachfolge der in die Jahre gekommenen Drohne. Dabei soll es nicht mehr nur um "Nahaufklärungsausstattung" gehen, die Bundeswehr erhält stattdessen ein "Husar" ("Hocheffizientes Unbemanntes System zur Aufklärung mittlerer Reichweite"). Zuerst sollen dabei 20 der vorhandenen "Luna" modernisiert, bzw. "nutzungsdauerverlängert" werden. Ab Ende 2021 sollten dann die Nachfolgesysteme zulaufen, die EMT seit 2010 entwickelt hat. Diese "Luna NG" ("Next Generation") kann zwölf Stunden in der Luft bleiben, ihre Reichweite soll mindestens 100 Kilometer betragen.

Vergangene Woche hat EMT wegen "Liquiditätsschwierigkeiten" jedoch Insolvenz angemeldet. Zu den Gründen schreibt die Firma, dass gegen einen der Kunden ein Embargo verhängt worden sei. Bei den beklagten "erheblichen Einnahmeausfällen" könnte es sich um eine stornierte Bestellung aus Saudi-Arabien handeln, das in einem Grenzschutzprogramm unter anderem "Luna"-Drohnen aus Bayern importiert.

Bundeswehr plant zusätzliche Beschaffung

Die "Luna NG" ist im Vergleich zum Vorgängermodell doppelt so schwer. Das maximale Abfluggewicht erhöht sich von 40 auf 110 Kilogramm. Dadurch vervierfacht sich die Nutzlast, die Drohne kann 20 Kilogramm transportieren. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wird die "Luna NG" mit dem Überwachungsmodul einer Firma aus Los Angeles ausgerüstet. Zur Ausstattung gehört auch ein Lasermarkierer für Ziele am Boden. Insgesamt sollten 65 neue Drohnen beschafft werden.

Bislang verfügt die Bundeswehr bereits über 20 modernisierte "Luna". Ob EMT die Lieferung der Nachfolgesysteme wie geplant in einem Jahr beginnt, lässt die Firma in ihrer Pressemitteilung zur Insolvenz offen. Vor einem Monat hatte das Ministerium aber bereits Verzögerungen wegen der aktuellen Covid-19-Pandemie mitgeteilt. Nun heißt es, die zu erwartende "neue rechtliche Konstellation" könnte "zu weiteren Verzögerungen" und einem neuen Zeitplan führen. Laut dem Staatssekretär des Verteidigungsministeriums Thomas Silberhorn soll zumindest die Wartung und Instandsetzung bereits ausgelieferter Drohnen gesichert werden. Die Firma könnte anschließend "restrukturiert" werden.

Im November hatte das Verteidigungsministerium einen weiteres Drohnenprojekt bekannt gemacht. Als Falke ("Ferngeführtes Aufklärungssystem, luftgestützt, kurze Entfernung") will die Bundeswehr ein "schnell einsetzbares unbemanntes System" beschaffen, das mit einem Gewicht unter zehn Kilogramm in allen Klimazonen über Entfernungen bis zu 30 Kilometer aufklären soll. Bei den Drohnen soll es sich wie bei der "Luna" um Starrflügler handeln. Insgesamt will die Bundeswehr 14 Falke-Systeme mit einer nicht genannten Zahl an Luftfahrzeugen beschaffen. Eine Ausschreibung ist noch nicht erfolgt.