Wir brauchen eine kritische Bilanz der Corona-Politik

Seite 3: Wie selbstkritisch sind die Medien?

Die weitgehende Unfähigkeit zur Kritik zieht sich wie ein roter Faden durch den Umgang mit der Pandemie, übrigens auch bei den Medien. Journalisten im gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland, die ihre Frontstellung gegen Ungeimpfte und ihre ungeprüfte Wiedergabe von Regierungspositionen im Nachhinein kritisch und vor allem selbstkritisch bewerten, lassen sich an einer Hand abzählen.

Anders Brian Weichardt, Herausgeber von Dänemarks auflagenstärkster Boulevardzeitung Ekstra-Bladet. Man habe in der Corona-Berichterstattung versagt, schrieb er schon vor gut einem Jahr. Man habe alles geglaubt und wiedergegeben, was die Behörden verkündet hätten. Und wenn es auf kritische Fragen keine Antwort gab, habe man eben nicht nachgefragt.

Redaktionen jedweder Couleur müssen sich einer kritischen Bilanzdebatte stellen. Auch wir bei Telepolis sind mittendrin und sichten derzeit die einschlägigen Beiträge, die seit Beginn der Pandemie erschienen sind.

Zwischenstand: Es gibt in unserem Archiv einige Texte mit maßnahmenkritischen Positionen, die besser hätten recherchiert und von uns eingehender geprüft werden müssen. Wir werden diese Beiträge mit einem entsprechenden Hinweis versehen, aber aus Gründen der Transparenz online belassen.

Auch werden wir in Zukunft noch stärker darauf achten, dass wir trotz des hohen Outputs und des ständigen Blicks auf die Zugriffszahlen Autoren und Inhalte ausreichend prüfen.

Ein Muster hätten wir bei Telepolis früher erkennen müssen: Akteure mit maßnahmenkritischer Haltung, die Daten und Fakten auf eine von vornherein feststehende Schlussfolgerung hin ausgewählt haben, wurden von Telepolis teilweise ohne ausreichende Prüfung veröffentlicht. Uns ist klar, dass dies dann nicht mehr mit Meinungsfreiheit gerechtfertigt werden kann.

Aber wir sind aufmerksamer geworden. Ein bekannter Finanzwissenschaftler, der einen Lehrauftrag an der Universität Hannover hatte und inzwischen zu den bekanntesten Stimmen der maßnahmenkritischen Szene gehört, hat uns kürzlich einen Artikel zur Übersterblichkeit angeboten. Auf unsere Absage folgte eine bemerkenswerte Reaktion, die unsere Entscheidung im Nachhinein bestätigte: "Offenbar habe ich verpasst, dass Telepolis, für das ich oft geworben hatte, in den linken Mainstream abgedriftet ist. Schade."

Unabhängig von der Frage, was ein "linker Mainstream" ist, können wir dem Absender und auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, versichern: Telepolis ist nirgendwohin abgedriftet, außer immer weiter in den Journalismus.

Wenige Tage nach der Absage an den enttäuschten Aktivisten hat sich Prof. Dr. Bernhard Gill vom Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München für uns mit dem Thema Übersterblichkeit beschäftigt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.