"Wir haben den Mond erreicht - aber nicht in einem Stück"

"Selfie" von B'reshit mit der Erde im Hintergrund. Bild: SpaceIL

Israelische Mondsonde B'reshit stürzte nach Ausfall der Funkverbindung ab

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Gestern Nacht scheiterte die israelische Mondsonde B'reshit beim Versuch, unversehrt im "Meer der Heiterkeit" aufzusetzen (vgl. Israelische Mondlandung gescheitert). Erst fiel ein Antrieb aus, danach brach die Funkverbindung ab.

In Israel reagierte man auf das Ereignis enttäuscht, aber auch mit Humor: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ermunterte den Hauptfinanzier Morris Kahn dazu, es weiter zu versuchen, weil man nun zwar den Mond erreicht habe, er sich aber "eine friedlichere Landung" wünsche. Ähnlich äußerte sich der israelische Raumfahrtprogrammdirektor Ofer Doron, der meinte: "Wir haben den Mond erreicht - aber nicht in einem Stück".

"Selfie" mit der Erde

Außerhalb Israels reagierte man dagegen teilweise mit Häme auf die Bruchlandung. Vor dieser Bruchlandung konnte B'reshit aber erfolgreich in eine Mondumlaufbahn gelangen und dort am Donnerstag 20.000 Meter über der Oberfläche ein "Selfie" mit der Erde im Hintergrund, der israelischen Fahne sowie den Aufschriften "Small Country, Big Dreams" und "Am Yisrael Chai" ("Das Volk Israel lebt") machen.

Der Name der als "Sparrow" entwickelten Sonde ist das erste Wort im Buch Genesis und bedeutet so viel wie "am Anfang". Das eineinhalb Meter hohe und 585 Kilogramm schwere Gerät wurde am 22. Februar mit einer im amerikanischen Cape Canaveral gestarteten SpaceX-Falcon-9-Rakete auf ihre siebenwöchige spiralförmige Reise zum Mond geschickt.

Die ersten Probleme, die sich dabei ergaben, konnte das Entwicklerteam noch lösen: Ein ausgefallener Bordcomputer wurde neu gestartet und die vom Sonnenlicht geblendeten "Startracker"-Sensoren (die Sternenlicht nutzen, um die Position des Fahrzeugs festzustellen) machten das Navigieren zwar schwieriger, aber nicht unmöglich.

Privates Projekt, an dem sich die staatliche israelische Raumfahrtagentur beteiligte

Das Vorhaben begann bereits 2010 mit der Teilnahme des dafür gegründeten privaten Unternehmens SpaceIL am Google Lunar XPrize. Das bei diesem Wettbewerb ausgeschriebene Preisgeld in Höhe von mit 30 Millionen Dollar wurde zwar nicht vergeben, weil es kein Teilnehmer schaffte, bis zum März 2018 auf dem Mond zu landen - aber die Fortschritte, die SpaceIL gemacht hatte, überzeugten die staatliche israelische Raumfahrtagentur Sochnut HaChalal HaYisraelit (englisch abgekürzt ISA) und das staatliche israelische Raumfahrtunternehmen HaTa'Asiya HaAvirit L'Yisrael (englisch abgekürzt IAI) sich mit etwa zehn Millionen Dollar und eigenem Know-How an der Fortführung des insgesamt etwa 95 Millionen US-Dollar schweren Projekts zu beteiligen (vgl. 50 Jahre nach Neil Armstrong: Massenansturm auf den Mond).

Die ISI, die sich an dem Projekt beteiligte, wurde 1983 als Teil der israelischen Streitkräfte gegründet und entwickelte zuerst einer Trägerrakete und militärische Aufklärungssatelliten. Später kamen zahlreiche zivile Satelliten hinzu, die vom Luftwaffenstützpunkt Palmachim aus trotz eines um 30 Prozent höheren Treibstoffverbrauchs gegen die Erdrotation ins All geschickt wurden, damit sie im Falle eines Fehlschlages nicht über einem der verfeindeten Nachbarländer abstürzen.

Falcon Heavy platziert erfolgreich saudischen Satelliten

Mit einem Jahresbudget von umgerechnet etwa 48 Millionen US-Dollar verfügt die israelische Raumfahrtagentur nur über einen kleinen Bruchteil der Mittel, die der mit 19 Milliarden Dollar ausgestatteten amerikanischen NASA zur Verfügung stehen. Dieses Manko kann die ISA teilweise ausgleichen, indem sie mit der NASA kooperiert - zum Beispiel bei der Erforschung des Mars, für die sie unter anderem ein Kühlsystem für den Rover Curiosity entwickelte. Im Ramon-Krater in der Negev-Wüste Negev bereitet die Agentur seit Februar 2018 außerdem den ersten bemannten Flug zum Mars mit vor.

Erfolgreicher als die Landung von B'reshit verlief gestern der erste kommerzielle Sattelitentransport des neuen SpaceX-Raketentyps Falcon Heavy. Die Falcon Heavy besteht aus drei kombinierten Falcon-9-Raketenantrieben und kann damit sehr viel mehr Gewicht in den Weltraum befördern als die inzwischen gut etablierte Falcon-9. Gestern platzierte sie von Cape Canaveral aus den sechs Tonnen schweren saudischen Telekommunikationssatelliten Arabsat 6a 34 Minuten nach ihrem Start in eine 36.000 Kilometer von der Erde entfernte Umlaufbahn. Danach kehrten die drei Raketenantriebe planmäßig zur Wiederverwertung auf die Erde zurück (vgl. SpaceX: Schwerlastrakete Falcon Heavy absolviert ersten kommerziellen Flug).

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