Wir wissen nichts vom 11. 9.

Foto-Fakes bringen die Unglaubwürdigkeit der globalen Berichterstattung auf den Punkt

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Unfassbares ist geschehen: Der neue "unsichtbare Feind" vom 11. 9. hat nicht nur unsere realen Objekte der Begierde zum Einsturz gebracht, sondern auch unser virtuelles Vertrauen in die Welt der Medien. Wenn die Ereignisse vom 11. 9. die grauslichsten Terroranschläge der Geschichte waren, dann ist das, was jetzt global in den Medien abläuft, nichts anderes als eine ähnlich konzertierte Aktion von unsichtbaren Spin-Doctors: die größte Medienverarsche der jüngeren Geschichte. Denn: was wissen wir eigentlich wirklich über die Anschläge vom 11. 9.? Der wahrscheinlich am häufigsten zitierte Satz Niklas Luhmanns (ja, auch das muss jetzt sein!), dass wir alles, was wir von der Welt wissen, aus den Medien wissen, ist nicht mehr derselbe: Alles, was wir von der Welt wissen könnten, wird uns von den Medien offenbar vorenthalten. - Und nicht einmal mehr das wissen wir mit Sicherheit.

Dagegen erfahren wir in den Medien zunehmend, was in den Medien gestanden ist: "Wie der "Observer" berichtet...", "wie die "Washington Post" meldet...". Keinen kümmert's mehr, woher die das eigentlich haben. - Wie oft haben wir in den vergangenen Tagen in den Medien gehört, der Vergeltungsschlag stehe unmittelbar bevor, der "Countdown läuft"? Nein, es sei "kein großer Einsatz" geplant, heißt es dann wieder. Oder die vermeintliche Entführung eines indischen Verkehrsflugzeugs in der Nacht auf gestern - Drohung eines anonymen Anrufers, bloß eine Übung an Bord (?) oder doch echte Entführung? "Angeblich sind auch Afghanen an Bord", sagte ohne Scherz die Nachrichtensprecherin im österreichischen Rundfunk gestern Mitternacht. Oder die Explosion der Tupolew gestern: Ein Unfall, Sabotage, ein versehentlicher Abschuss durch eine Rakete oder doch wieder Terror? Wir wissen es nicht.

Und schließlich das Feindbild Osama bin Laden: Ein verräterischer Telefonanruf, ein Besuch beim Gesichtschirurgen? Vielleicht Wahrheit, wahrscheinlicher aber Legende. Erneut gilt: Wir wissen es nicht. Derartige Meldungen sind nur eines: ein Hohn, ein Schlag ins Gesicht für die Angehörigen der knapp 6.000 Toten. Und das Schlimmste: Wir wissen nicht einmal, ob die "Experten", die Geheimdienste und Eingeweihten dieser Welt wirklich nichts wissen oder ob nur wir, die in die Aufmerksamkeitsfalle Getappten, süchtig nach der Lösung der Rätsel, nichts wissen.

Selbst der Spruch "overnewsed, but underinformed" scheint da nicht mehr zu greifen. Wir erhalten ja zahllose Informationen, aber wissen trotzdem nichts. Wir hören sich ständig widersprechende Informationen, Versionen und Dementis, Gerüchte und Mutmaßungen - in geballter Ladung wie noch nie. Alles könnte möglich gewesen sein, ist die einzig sichere Botschaft. "Kontingenz" und "Multioptionalität" sind da Begriffe, die sich diesem Zustand irgendwie annähern. Aber wahrscheinlich brauchen wir, um zu begreifen, was derzeit geschieht, eine völlig neue Beobachtersprache.

Noch echt und unverkennbar, oder? CNN identifiziert das "devilface"
Schon in der Grauzone von Wahrheit und Dichtung: Ein verdächtig klar erkennbares Teufelchen

Zum Gerüchte-Journalismus neuen Typs, zum Legen und Berichten x-beliebiger Fährten und Spuren, gesellt sich weltverschwörerische Metaphysik - wie etwa das "devilface" auf CNN (von zahllosen Medien weltweit übernommen): Das Antlitz Satans (oder doch bin Ladens? oder am Ende eines schmorenden Opfers im WTC, pars pro toto?) im Video-Still der Explosions-Aufnahmen. Wer sich die Mühe macht und das Band ansieht, der entdeckt mit ein wenig Phantasie sogar mehrere dieser satanischen Gesichter. Noch einmal: Es ist nicht so, dass es keine Informationen gäbe und deshalb solche Dinge zu Nachrichten werden. Es gibt vielmehr so viele Informationen wie noch nie, in alle Richtungen. Nur scheint auch ein Glaubwürdigkeits-Problem bislang unbekannten Ausmaßes vorzuliegen. Da kommt die verklärende Metaphysik gerade recht.

Architektonischer Entwurf für das neue WTC - CNN berichtet.
Kursiert derzeit wie wild: Der Schnappschuss in der letzten Sekunde.

In solchen Zeiten wird der bewusste Fake zum Stilmittel, aber nicht, um die Spreu vom Weizen zu trennen, die Wahrheit von der Dichtung, sondern eigentlich, um zu illustrieren, dass sich diese Fakes und die Medienberichterstattung nur noch graduell, aber offensichtlich nicht mehr kategorial voneinander unterscheiden. Ist das die letzte Gewissheit, die wir haben? Mittlerweile sind mir die Fake-Bilder, die derzeit weltweit via E-Mail kursieren, bereits sympathischer geworden. Ich halte sie für authentischer als die Medienwirklichkeiten. Glaubwürdiger ist für mich auch jene Variante, dass ein 12jähriger durchgeknallter amerikanischer Hacker mittels kongenialem Zugriff auf die Bordcomputer ("Stirb langsam 2", wer erinnert sich nicht daran?) das ganze Massaker vom 11. 9. angerichtet hat. Der Junge ist schon längst in der Jugendpsychiatrie, doch die Amerikaner konnten das freilich nicht zugeben. Da mussten eben bin Laden und die arabischen Finstermänner herhalten...

Auch formal brillant: Ein Symbol des Friedens und der Völkerverständigung