Wissenschaftler wollen Kohlendioxid zurückholen
Seite 2: Steigerung um das 1300-Fache
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Der derzeitige Umfang der CO2-Entnahme liege bei zwei Gigatonnen pro Jahr und basiere in erster Linie auf Aufforstung und Bodenbewirtschaftung, teilt das MCC mit. Ausgebaut werden müssten aber auch neue Entnahmetechnologien "wie Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (BECCS), Biokohle, beschleunigte Verwitterung sowie Direktabscheidung von CO2 aus der Luft und Speicherung (DACCS)", heißt es.
Die CO2-Menge, die mittels dieser Methoden der Atmosphäre entzogen wird, beziffern die Wissenschaftler auf 0,002 Gigatonnen pro Jahr. "Zum Schließen der Lücke ist ein schnelles Wachstum dieser neuen Technologien nötig, um das 1300-Fache bis 2050", schreibt das MCC.
Bei BECCS wird CO2 durch den Anbau von Biomasse gebunden, bei der anschließenden Bioenergiegewinnung wird CO2 abgeschieden und unterirdisch gespeichert. Biokohle oder Pflanzenkohle wird u.a. erzeugt, indem Biomasse unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt wird. Die Biokohle soll anschließend in Böden eingebracht werden. Idealerweise wird damit sogar die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserspeicherung im Boden verbessert.
Beschleunigte Verwitterung (Enhanced Weathering) soll CO2 aus der Atmosphäre in Gestein binden. Gesteinsmehl, beispielsweise aus Silikatgestein, soll dafür etwa auf Feldern verteilt werden und würde den Kohlenstoff aus der Luft per Karbonisierung binden. Für die Direktabscheidung von Kohlendioxid wird die Luft mit Ventilatoren angesaugt und der Kohlendioxid chemisch herausgefiltert.
Das abgeschiedene CO2 kann im Anschluss etwa unterirdisch eingelagert werden. Die größte DACCS-Anlage befindet sich derzeit in Island und entzieht der Atmosphäre im Jahr rund 4.000 Tonnen CO2. Nicht umsonst wird das Pilotprojekt in Island betrieben, wo große Mengen geothermischer Energie vorhanden sind, denn die Methode ist sehr energieintensiv.
Auch bei den vorgenannten Methoden gibt es Bedenken: So würde auch für Abbau und Zerkleinerung von Gestein für die beschleunigte Verwitterung viel Energie gebraucht, zudem besteht hier die Gefahr, dass auch Schwermetalle aus den Ausgangsgesteinen freigesetzt werden können. BECCS wiederum ist, wie große Aufforstungsprojekte auch, mit einem erheblichen Flächenbedarf verbunden.
Dennoch sieht Autor Gregory Nemet von der University of Wisconsin-Madison die technische Entwicklung voranschreiten:
Innovation in diesem Bereich nahm in den letzten zwei Jahren dramatisch zu, gemessen an Investitionen in Kapazitäten, öffentlich finanzierter Forschung und Patenten.
Es bestehe jedoch dringender Bedarf an weiterer politischer Anschubhilfe.