Wo Ötzi's Wiege stand...
...und wo er Wasser trank
Seine Heimstatt war etwa 60 km von seiner Fundstätte im Jahr 1991 im Ötztal entfernt. Von Feldthurn bis zur "iceman site" spielte sich sein Leben im Vinschgau ab.
Der Ötzi, "Iceman" in der US-Welt, bietet ein ganzes Bündel an Informationen über sein Leben im späten Neolithikum: wir kennen Ötzi's Alter, seine Gesundheit, seine mitochondriale DNA- Sequenz, was er aß und wie er starb. Wie aber lebte er?
Wolfgang Müller von der Australischen National University in Canberra griff sich Körperteile - Zähne, Knochensplitter und Verdauungsreste. Er untersuchte Isotope von Sauerstoff, Argon, Strontium und Blei um Ötzis Geschichte auf die Spur zu kommen. Die Ergebnisse der Forschung wurden in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
"Das Vorliegen von Strontium (Sr) und Blei (Pb) spricht für den permischen Vulkanismus", sagt Wolfgang Müller über die Zusammensetzung und "12 mikroskopisch kleine Schieferglimmer sprechen mit ihren Analysen für die Entstehung in den gneissischen Böden". Damit macht er deutlich, dass das Leben des "Iceman" sich etwa vor 5200 Jahre abgespielt haben dürfte kann.
Zahnstücke und Knochensplitter standen Wolfgang Müller und seinem Team zur Verfügung, um den Lebensweg von Ötzi nachzuvollziehen. Dutzende von Wasserproben wurden analysiert, um die richtige Komposition in den diversen Tälern des Vinschgau zu finden.
In der Zeit, in welcher der menschliche Zahnschmelz gebildet wird, hinterlässt das getrunkene Wasser einen "chemischen Abdruck", der mit den Wasserproben verglichen wurde. Damit konnte nun Stück für Stück die Gegend bis auf Feldthurn eingeschränkt werden: Als Kind im Alter etwa vier Jahren trank Ötzi also Wasser, dessen Sauerstoffisotope identisch sind mit denen von Wasser südlich der Fundstelle. Als Erwachsener scheint er Wasser von Quellen getrunken haben, die sowohl nördlich als auch südlich der Fundstelle lagen. Knochen hingegen erzählen über das Leben als Erwachsener, weil sie sich vor allem in den späteren Lebensjahren verändern. Glücklicherweise gibt es zwei Knochenstrukturen, die sich unterschiedlich verhalten. Hätte man nur die älteren zur Verfügung gehabt, wäre die Wahl schwierig geworden. Mit den trabekulären Strukturen hingegen ist die Zuordnung zum Vinschgau möglich geworden: 10-20 km südwest-nordwestlich von Meran.
Die Besonderheit der Gegend, in der Ötzi gefunden wurde, macht es möglich, diese Daten zu sammeln. Die Region nördlich von Ötzis Fundstelle hat einen schwächeres Sauerstoff-Isotop durch Regenfälle vom Mittelmeer. Die Knochenstruktur spricht für ein Leben als Erwachsener in der höher gelegenen Gegend nahe Meran, 10-20 km entfernt. Bei den Analysen vom Verdauungstrakt offenbarte das Argonverhältnis von Glimmerstückchen im Darm, dass er zwischen Bozen und der österreichischen Grenze lebte. Insgesamt scheint der gute "Icemann" nicht viel herumgekommen zu sein, folgern die Wissenschaftler. Bei der Auswertung der Sauerstoff-Analysen kamen jedoch Zweifel auf. Wie sah diese Alpenregion in Wirklichkeit vor 5000 Jahren aus? Auf jeden Fall ist Ötzi seit 1998 in Bozen untergebracht. Dafür sprach seine Fundstelle, die 93 Meter im Italienischen lag.