Zeigt her eure vom Weizen zerkratzten Beine!
Vier Jungs wollen die kalifornischen Kornkreise fabriziert haben - doch keiner glaubt ihnen. Bisher kein Kommentar der Außeridischen
Das Rätsel um die Kornkreise im Weizenfeld von Larry Balestra (vgl.Der Auserwählte ist genervt) scheint gelöst zu sein. Jedenfalls behaupten vier Teenager, sie hätten in den Morgenstunden des 28. Juni 2003 mit Seil und Planken ein paar Runden gedreht in Larry Balestras Feld. Aus der Traum vom Besuch der Außerirdischen. Auch keine Spur von anderen, möglicherweise übersinnlichen Phänomenen. Alles bloß ein Schülerstreich. Doch die Kornkreis-Gemeinde denkt gar nicht daran, ihre Zelte abzubrechen. Weil sie den Jungs keinen Glauben schenkt. Das wäre ja noch schöner.
Seit Wochen pilgern Kornkreis-Fans aus nah und fern gen Fairfield, genauer gesagt pilgern sie zu einem Feld westlich von Fairfield. Denn dort, wo Rockville Road und Suisun Valley Road aufeinandertreffen, liegt das Feld von Larry Balestra. Und dieses ist - je nach Standpunkt - verunstaltet oder aber geadelt durch eine Reihe von Kreisen. Balestra hat nie geglaubt, dass Außerirdische in seinem Feld gelandet sein könnten. Er dachte sofort an einen Scherz. Weil seine Nachbarn ihn angeblich schon lange für den "Auserwählten" halten. Eine Heimsuchung in Form von Kornkreisen würde er ihnen durchaus zutrauen.
Den Flurschaden schätzt Balestra auf 500 US-Dollar. Doch während sich die Pilger der ersten Stunde den kosmisch angehauchten Weizen in die Taschen stopften, blieb Balestra auf den platten Halmen sitzen. Ausgerechnet seine Nachbarn profitierten vom Kornkreis-Wunder: Sie verkauften Erdbeeren und andere Leckereien an Schaulustige. Inzwischen ist auch Balestra unter die Händler gegangen und verscherbelt Kornkreis-T-Shirts für 12 Dollar das Stück. Wahrscheinlich ist er längst im Plus - bei dem Ansturm. Ist ja sonst nicht viel los in der Gegend. Das fanden auch die vier Jungs, die sich vergangene Woche als Täter geoutet haben: Aus lauter Langeweile wollen sie die Kornkreise fabriziert haben.
Und damit auch jeder erfährt, was unterforderte Jungs im Alter von 17 und 18 Jahren so draufhaben, gaben sie eine kleine Pressekonferenz unweit von Balestras Feld. Dort präsentierten sie nicht nur Plan-Skizzen und Tatwaffen (Bretter und Seile), sondern enthüllten auch ihre angeblich vom Weizen zerkratzten Beine. Und dann schritten sie zur Tat und führten vor, was sie mit ein paar Brettern und Seilen anrichten können.
Um dem Geständnis der Gruppe - die übrigens anonym bleiben möchte - mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, brachte einer der Jungs seine Mutter mit und ließ sie als Kronzeugin auftreten. Ohne Erfolg. Larry Balestra glaubt nicht, dass die vier Teenager die Urheber der Kreise sind. Auch David Paulson, Staatsanwalt von Solano County, ist nicht überzeugt. Im Gegenteil: "Ich glaube, dass ihre Geschichte ein ebenso großer Schwindel ist wie die Kornkreise." Nur Auswärtige können Paulson zufolge hinter der Aktion stecken, weil Ortsansässige nicht in der Lage gewesen wären, die Angelegenheit zwei Wochen lang geheim zu halten. Dabei wollten die Jungs ihre Tat gar nicht geheim halten. Im Gegenteil: einer von ihnen will die nächtliche Aktion nur wenige Stunden später seiner Mutter gebeichtet haben. Derselben Mutter, die bei der Pressekonferenz als Kronzeugin auftrat.
Außerdem erzählten sie jedem Besucher auf Balestras Weizenfeld ihre Geschichte. Jedem, der zuhörte. Dazu waren allerdings nur wenige bereit. Was vielleicht an den selbstgezwirbelten Aluminiumhütchen lag, die den Träger gegen fremdes Gedankengut schützen sollen. Auch jetzt, nach der Pressekonferenz, will kaum jemand lassen von seinem Glauben an das Wunderbare. Die Jungs suchten doch nur Aufmerksamkeit, sagen die einen. Nie und nimmer sei das das Werk von ein paar Jugendlichen, meinen die anderen und blicken demonstrativ gen Himmel.
Auslöser für die nächtliche Aktion war angeblich eine PBS Doku über Kornkreise, die demonstrierte, wie einfach Kornkreise herzustellen sind. Und weil in und um Fairfield herum nicht viel geboten wird, rief einer der Jungs sofort: "Lasst uns einen machen!" Zunächst recherchierten sie im Internet - was die Kronzeugin bestätigen kann - und dann legten sie los. Erst mal nur so zur Übung, in der Nähe der Budweiser Brauerei, und dann richtig, im Feld von Balestra. Die Kreise bei Budweiser hatte bislang übrigens keiner bemerkt, bis die Jungs einen Mitarbeiter des Vacaville Reporter an Ort und Stelle führten.
Ursprünglich wollten sich die Scherzbolde bei Balestra entschuldigen - wegen der ganzen Publicity rieten ihre Eltern aber erst mal zur Zurückhaltung. Die Eltern halten die Do-it-yourself-Boys zwar nicht für Helden, für Kriminelle aber auch nicht. Sie plädieren für Bestrafung, jedoch nicht durch offizielle Stellen. Also verhängen die Eltern das Strafmaß selbst. Drei Wochen Führerscheinentzug hat die Kronzeugin ihrem 17-jährigen Sohn auferlegt. Wenn seine Kumpels ebenfalls Fahrverbot erhalten, stehen dem Quartett ein paar mächtig langweilige Wochen bevor. Und da Langeweile scheinbar einen prima Nährboden bereitet für Streiche, kann man nur hoffen, dass das amerikanische Fernsehen auch weiterhin aufklärerische Vorlagen liefert.