Zoll-Achterbahn in Vietnam: Trumps Zickzackkurs verunsichert Exporteure

Blick auf Hanoi

Straße in Hanoi: Vietnams Wirtschaft ist geübt darin, zwischen den USA und China zu manövrieren

(Bild: Andy Soloman/Shutterstock.com)

Trumps Handelspolitik hat in Vietnam für Aufregung gesorgt. Tech-Hersteller und Zulieferer agieren zwischen Hoffen und Bangen. Doch Vietnam ist gut positioniert.

Vietnam atmet vorsichtig auf: Nachdem US-Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche noch Strafzölle in Höhe von 46 Prozent auf vietnamesische Importe angekündigt hatte, legte er diese Pläne am Mittwoch überraschend auf Eis. Damit gewährt er dem südostasiatischen Land eine 90-tägige Verhandlungsfrist. In der Zwischenzeit gilt ein allgemeiner "Basissatz" von 10 Prozent.

Die Verschnaufpause ist jedoch nur von kurzer Dauer und die Verunsicherung in Vietnam bleibt groß, erklärt Hanh Nguyen, Doktorandin an der Australian National University mit Fokus auf Südostasiens Wirtschaft und Sicherheit, gegenüber dem Medium Rest of World.

"Der reziproke Zoll auf China verkompliziert die Lage für Vietnam weiterhin, da China Vietnams führender Handelspartner ist und Teile und Komponenten für Vietnams verarbeitendes Gewerbe liefert", so Hanh. Dabei bieten sich mittelfristig auch viele neue Chancen für das aufstrebende südostasiatische Land.

Bac Ninh im Bann der Zollpolitik

Besonders betroffen von den Zöllen ist die Provinz Bac Ninh, rund 50 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Hanoi gelegen. Die Region gilt als Vietnams wichtigste Drehscheibe für die Herstellung von Technologieprodukten und beherbergt Zulieferer für Apple und Samsung.

In den letzten Jahren verzeichnete die Provinz einen Anstieg der Investitionen aus China, da globale Tech-Riesen eine "China-plus-one-Strategie" verfolgten. Im Jahr 2024 erhielt Bac Ninh mit 5,12 Milliarden US-Dollar mehr ausländische Investitionen als jede andere Provinz Vietnams.

"Vietnams Gesamtkostenvorteil ist jetzt sehr gering geworden", sagte Xie Qing, ein Immobilienmakler für Fabriken in Bac Ninh, zwei Tage nachdem der Zollsatz von 46 Prozent bekannt gegeben wurde, gegenüber Rest of World. "Der Pessimismus breitet sich aus. Manche hatten das Gefühl, der Himmel stürze ein."

Vietnam war Gewinner im ersten Handelskrieg

Vietnam zählte zu den größten Gewinnern des von Trump initiierten Handelskriegs, der sich in seiner ersten Amtszeit gegen China richtete. Das Land entwickelte sich schnell zur ersten Wahl für Tech-Giganten, die ihre Abhängigkeit von China-basierten Lieferketten reduzieren wollten.

In den letzten Jahren hat Apple seine Produktion von iPads, MacBooks und AirPods nach Vietnam verlagert, und Zulieferer aus China sind gefolgt. Im vergangenen Jahr stand China zum zweiten Mal in Folge an der Spitze der Länder, die in Vietnam investieren, gemessen an der Zahl der neuen Projekte.

Nguyen Thi Anh Nguyet, CEO von SJ Labor, einem Unternehmen, das Elektronikhersteller in Bac Ninh bei der Rekrutierung von Arbeitskräften unterstützt, berichtete Rest of World, dass noch vor zwei Monaten chinesische Hersteller auf sie zugekommen seien, um Hilfe bei der Einrichtung von Produktionslinien in der Gegend zu suchen.

"Jetzt sind die Pläne auf Eis gelegt, also weiß ich nicht, ob sie umziehen werden oder nicht", sagte Nguyet.

Warten und Tee trinken

Die Zollpause veranlasst die Unternehmen nun, eine "Warten und Beobachten"-Haltung einzunehmen, so David Yuen-Tung Chan, Forscher an der Lingnan University in Hongkong.

"Sollten diese Zollanpassungen langfristig Bestand haben, könnte Vietnam mit Sicherheit als bedeutender Nutznießer hervorgehen", sagte Chan gegenüber Rest of World.

Dieser Tage kommen viele Aufträge zurück, um das 90-tägige Zeitfenster auszunutzen, in denen die Zölle noch nicht gelten. Wie die South China Morning Post berichtet, boomt die Auftragslage vieler chinesischer Unternehmen in Vietnam. Insgesamt ist Vietnams Wirtschaft gut aufgestellt und bereits erfahren darin, zwischen China und den USA zu navigieren.

Chan wies jedoch darauf hin, dass der derzeitige Zollsatz von 125 Prozent auf chinesische Importe möglicherweise nicht in Stein gemeißelt sei und dass "es eine realistische Möglichkeit gibt, dass die Zölle auf vietnamesische Importe über das derzeitige Niveau hinaus ansteigen würden."

Vietnams Premierminister To Lam gehörte zu den ersten Staatschefs, die am 4. April mit Trump telefonierten und anboten, die Zölle auf null zu senken, wenn die USA dasselbe täten.