Zombies in der Kultur

Seite 3: Politik der Zombifizierung

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Die Unfähigkeit, zu denken, zeichnet die Zombies aus. Vergleiche zu Konsumenten, Arbeitern und "Sklaven" des späten Kapitalismus liegen nah. Wenn Lohnabhängige mit Zombies verglichen werden, so wird ein wichtiger Widerspruch leicht übersehen: Zombies sind nicht mehr in der Lage, vernünftige Arbeit zu leisten. Sie torkeln und sie zerreißen Menschenleiber, wühlen in den Eingeweiden und werden, wenn sie auf Gegenwehr stoßen, erstochen oder besser noch: mit Kopfschüssen erledigt.

Die Vorstellung, dass Zombies Arbeit verrichten könnten, stammt aus dem ursprünglichen Legendenschatz: Im ersten Film "White Zombie" war dies noch der Fall, auf dem Lande in Haiti auf einer Zuckerplantage. Aber die heute urbanisierten Zombies kennen solche Verwendung nicht mehr; sie sind eine infektiöse Gefahr und maraudern durch die Innenstädte und Vororte. Menschenfleischfressend. Manche Analytiker erachten einen Virus als für die Zombifizierung ursächlich.

Der Virus wird wiederum von skrupellosen Wissenschaftlern, Chemikern und ähnlichen Berufsgruppen freigesetzt beziehungsweise an Menschen zwielichtige Versuche durchgeführt, was zur Zombieplage führt oder aber Zombies werden zu diesen Zwecken missbraucht.

In der Filmwelt findet der Zombie eine Vielfalt an Rollen; seit den 2000er Jahren erlebt der Zombiefilm einen zweiten Frühling. Das Kompendium "Zombies", das von der Virus-Fachredaktion verfasst wurde, listet 550 Filme auf, die auf irgendwelche Weise mit den Untoten zu tun haben. Das ist Unterhaltung. Kann aber schnell ziemlich ernst werden.

Menschenrechte der Zombies?

Im Zombiekanon scheint eine Zusammenarbeit der noch lebenden, nicht gebissenen, zerfetzten oder infizierten Menschen schwierig zu sein. Drezner vergleicht es mit der Schwierigkeit internationaler Vereinbarungen und Verbände. Aus der Sicht eines US-Amerikaners mag das an die Ineffizienz der UNO erinnern. Durch die Zombie-Maske wird hier jedoch eine Gefahr von Außen beschworen; durch die Verbindung von NGO-Arbeit mit "Zombie-Rechten" wird der Einsatz für Menschenrechte am Beispiel der Zombies als wenig einladend präsentiert.

NGOs machen sich nun sogar für die Menschenrechte der Zombies stark. Ein Widerspruch in sich? Implizit schwingt der Vorwurf mit: Wenn sich nun die NGOs auch noch mit den Rechten von Zombies auseinandersetzen, dann ist das Abendland wirklich untergegangen. Gute Nacht!

Dabei gelten Zombies als Rohmaterial für Schießexzesse. Nur durch Kopfschuss lässt sich die Gefahr des wandelnden Zombies bannen. Zombies können also - wie im Roman und Film "World War Z" als Projektion eines möglichen Krieges imaginiert werden. Der plakative Titel täuscht über die starke Verankerung in unserer Gegenwart hinweg. Zombies? Die sind doch aus dem Film!

Steven Shaviro spricht über "das Politische der Film-Zombies", ein wenig auch das Zombie-Politische des Kinos"5 - der Zombie als Massenwesen, immer mit einer "clumsiness" - also: Schwerfälligkeit - ausgestattet. Die Unmöglichkeit, als Zombie aufrecht zu gehen, sich in den gewöhnlichen Gang einzuordnen. Man stolpert an der Zivilisation vorbei. Der Zombie kommt erst gar nicht in der Kultur an. Torkelnd versinkt er in dumpfes Vegetieren. Der Zombie also der beliebte Prügelknabe des Heimkinos?

Zombiefilme thematisieren stets die mediale Aufbereitung der eigenen Katastrophe. Die Rolle des Fernsehens bei der Aufklärung der Bevölkerung über die Epidemie bildet einen wesentlichen Teil der Handlung. In manchen Filmen läuft der Fernseher im Hintergrund - ein Nullmedium, das zur Beschallung der Endzeit dient. Der TV läuft weiter, während die Zombies die Zuschauer, die Bürger, die Menschen fressen und zerreißen.