Zwei Geiseln frei: Kommt jetzt die israelische Invasion in den Gazastreifen?
Seite 2: 800 Kilometer langes Tunnelsystem
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Bloomberg berichtete am Freitag unter Berufung auf Quellen, die mit den Prozessen im Hintergrund vertraut sind, dass "die Regierungen der USA und Europas Druck auf Israel ausgeübt haben, damit es seine Bodeninvasion im Gazastreifen verschiebt, um Zeit für Gespräche zu gewinnen, die unter Vermittlung von Katar geführt werden, um die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu erreichen".
Auf die Frage gestern, ob Israel die Bodenoperation verschieben sollte, antwortete US-Präsident Joe Biden den Reportern mit "Ja". Das Weiße Haus stellte jedoch später klar, dass der Präsident vom Fragenden "weit weg" gewesen sei und die Frage missverstanden habe.
"Die Frage klang wie 'Würden Sie gerne mehr Geiseln freigelassen sehen?' Er hat sich nicht zu etwas anderem geäußert", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Ben LaBolt, in einer Erklärung.
Israelische Militärs und Politiker haben inzwischen erklärt, dass sie der Zerstörung der Hamas Vorrang vor der Freilassung der Gefangenen einräumen würden.
Nir Barkat, Israels Wirtschaftsminister und Mitglied des israelischen Sicherheitskabinetts, sagte, das israelische Militär habe "grünes Licht" für eine Bodeninvasion in Gaza. Gegenüber ABC News sagte er, dass "Geiseln und zivile Opfer zweitrangig sein werden, wenn es darum geht, die Hamas zu zerstören, 'selbst wenn es ein Jahr dauert'."
Yoav Gallant, Israels Verteidigungsminister, sagte am Donnerstag zu den in der Nähe des Gazastreifens versammelten israelischen Truppen, dass der Befehl für eine Bodeninvasion bald kommen werde.
Gallant sagte gestern, zu den Zielen Israels in Gaza gehöre die Beseitigung der Hamas "im Zuge einer Zerstörung ihrer militärischen und administrativen Fähigkeiten und die vollständige Beseitigung jeglicher Verantwortung Israels für den Gazastreifen durch die Schaffung eines neuen 'Sicherheitsregimes' in diesem Gebiet", berichtete die Times of Israel.
Gallant fügte hinzu, dass die laufenden intensiven Luftangriffe auf den Gazastreifen die erste Phase der israelischen Militäroffensive seien, auf die ein Bodenmanöver folgen werde, "mit dem Ziel, Operateure zu zerstören und die Infrastruktur zu beschädigen, um die Hamas zu besiegen und zu vernichten".
In der zweiten Phase, so Gallant, "werden die Kämpfe fortgesetzt, aber mit geringerer Intensität, da die Truppen daran arbeiten, ‚Widerstandsnester zu beseitigen‘", so die Times of Israel. In der dritten Phase, so Gallant, gehe es darum, "eine neue Sicherheitsrealität für die Bürger Israels und die Bewohner" der Siedlungen im Gazastreifen zu schaffen.
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Gallant benutzte dabei das Wort "Manöver", was signalisieren könnte, dass es sich nicht so sehr um eine umfassende Invasion handelt bzw. Israel nicht wirklich beabsichtigt, dauerhaft im Gazastreifen zu bleiben.
Letzte Woche hatte US-Präsident Joe Biden, auf dessen militärische und politische Unterstützung Israel angewiesen ist, Tel Aviv öffentlich gewarnt, dass es ein "großer Fehler" wäre, den Gazastreifen dauerhaft wieder zu besetzen.
Gegenüber The Electronic Intifada sagte der kanadische Journalist und Nahost-Kenner Jon Elmer, dass es für Israel zudem schwierig sein werde, seine erklärten Ziele zu erreichen.
Elmer zufolge ist es für das israelische Militär praktisch unmöglich, das bis zu 800 Kilometer lange Tunnelnetz der Hamas tief im Gazastreifen zu erreichen, das dem militanten Widerstand die Möglichkeit gibt, sich zu bewegen und auf eine Weise aufzutauchen, die Israel weder vorhersagen noch kontrollieren kann.
Allerdings wird Israel bei einer Bodeninvasion viel Leid, Tod von Zivilisten und Zerstörungen in Gaza verursachen. Zugleich werden die Stimmen lauter, die einen sofortigen Waffenstillstand fordern.