100.000 Klimaschützer demonstrieren in Kopenhagen
Aus ganz Europa waren die Klimaschützer zu dem Großerereignis angereist. Über 900 Aktivisten wurden festgenommen
Es war die größte Klimademo aller Zeiten an einem Ort: Am Samstagabend zogen rund 100.000 Demonstranten von der Kopenhagener Innenstadt zum Bella Center, wo seit Montag 192 Staaten über ein neues Klima-Abkommen ringen. Aus ganz Europa waren die Klimaschützer zu dem Großerereignis angereist. Rund 500 Organisationen hatten aufgerufen, gegen die diplomatischen Tippelschritte der UN-Klimaverhandlungen zu demonstrieren. Die Polizei griff trotz friedlicher Stimmung hart durch und nahm, so der http://www.berlingske.dk/danmark/968-anholdt-ved-klimademo letzte Stand], über 950 Demonstranten fest.
Der Großteil der Demo-Teilnehmer zog jedoch friedlich in Tierkostümen, mit Rettungsringen, Fackeln und Kerzen durch vom Kopenhagener Schlossplatz zum Bella Center. Während einige Demonstranten sich neben zahlreichen Musikwagen warm tanzten, forderten andere in Sprechchören nach Klimagerechtigkeit, wieder andere trommelten wütend für sofortiges Handeln oder verteilten Kerzen und Flugblätter. Unter dem Motto "Genug über das Klima geredet - jetzt müssen Taten folgen" - oder wie es auf Plakaten kurz hieß "Bla Bla Bla - Act now", forderten die Demonstranten ein ehrgeiziges Abkommen, in dem sich vor allem die Industrieländer zu verbindlichen und ambitionierten Zielen verpflichten sollen.
Auf der Abschlusskundgebung am Bella Center forderten die Redner von den Delegierten der UN-Verhandlungen ein schnelles und entschlossenes Handeln gegen die Erderwärmung. "Wir sind hier, weil wir die Entscheidungsträger erinnern wollen: Wir haben nur eine Welt!", ruft die ehemalige Staatspräsidentin Irlands und heutige Ehrenpräsidentin der Entwicklungsorganisation Oxfam Mary Robinson in die Menge. In den nächsten Tagen werde die Zukunft der Erde "wesentlich entschieden". Doch es gehe auch um das Jetzt: 300.000 Menschen seien bereits im letzten Jahr an den Folgen des Klimawandels gestorben.
Tom Goldtooth vom Indigenous Environmental Network. erklärte, dass besonders die indigene Bevölkerung von der Erderwärmung besonders betroffen ist: "Wir wissen, was es bedeutet, wenn es nicht mehr genug Wasser gibt. Trotzdem verhandeln in Kopenhagen nur die Vertreter der Regierungen - es wird Zeit, dass wir die Verhandlungen übernehmen!" Die Protestler übergaben zudem der UN-Konferenzpräsidentin Connie Hedegaard ihre Forderungen auf 18 großen Segeln.
Von den Klimaverhandlungen wird generell nicht viel gehalten. "Überleben ist nicht verhandelbar", steht auf Plakaten und aus dem Lautsprecher werden die Verhandlungsführer im Bella Center scharf angegriffen: "Sie sind verantwortlich für die Zerstörung des Planeten!" Viele machen vor allem die kapitalistische Wirtschaftsweise, den Wachstumszwang sowie die ressourcenverschwendende Lebensweise für das Klimadesaster verantwortlich. So hing an einem Musikwagen das Transparent "fck, fck, fck the system" - eine Anspielung auf die Kampagne tck tck tck, die darauf aufmerksam macht, dass dem Klimaschutz die Zeit davon läuft. Mitdemonstriert haben dieses Mal eben nicht nur klassische "Ökos", sondern auch viele Aktivisten aus dem linken und globalisierungskritischen Spektrum.