AKW: Kein Neubau in Schweden

Vattenfall will kein AKW mehr bauen. Der Altbestand soll jedoch bis zu 60 Jahre laufen

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Nach der Kohle nun auch die Atomenergie. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall verabschiedet sich von seinen AKW-Träumen. Wie die Berliner Tageszeitung berichtet, hat das Unternehmen seine AKW-Neubaupläne endgültig zu den Akten gelegt. Ein bereits 2012 eingeleitetes Genehmigungsverfahren für einen Neubau am AKW-Standort Ringhals bei Göteborg werde nicht weiter verfolgt (siehe auch: Schon wieder ein Unfall in einem Vattenfall AKW).

Damit ist das Ende des Atomzeitalters auch in Schweden absehbar, dessen Zeitplan bleibt jedoch weiter höchst umstritten. Die jüngsten Reaktoren, Forsmark 3 und Oskarsham 3 laufen bereits seit 30 Jahren, der älteste, Oskarsham 1, sogar schon seit annähernd 44 Jahren. Angesichts dieses zum Teil recht fortgeschrittenen Alters steht demnächst in mehrere Fällen die Entscheidung an, ob es umfangreiche Erneuerungsinvestitionen gibt oder die Anlagen stillgelegt werden. Unter Umständen würde Schweden dann den Atomausstieg bereits im nächsten Jahrzehnt kurz nach Deutschland vollziehen.

Allerdings nicht, wenn es nach den Plänen der Vattenfallspitze geht. Noch im vergangenen Herbst hieß es dort, man plane für die älteren Reaktoren in Ringhals eine Laufzeit von 50 Jahren, wolle sie also noch bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts weiter laufen lassen. Für andere Meiler werden sogar 60 Jahre angestrebt, was ihre Laufzeiten bis in die 2030er Jahre verlängern würde.

Die schwedische Regierung ist in dieser Frage uneins. Die Grünen würden gerne noch in der laufenden Legislaturperiode zumindest die ältesten Anlagen vom Netz nehmen, die Sozialdemokraten lassen sich jedoch bisher nicht erweichen. Ohnehin hätte es die Minderheitsregierung vermutlich schwer, für einen solchen Schritt im Parlament eine Mehrheit zu finden.

Insgesamt sind beim nördlichen Nachbarn noch zehn Reaktoren im Betrieb. Bereits 1980 hatte sich die Bevölkerung in einem Referendum für den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergienutzung ausgesprochen, allerdings in einer sehr moderaten Form: Vier Reaktoren wurden noch nach dieser Abstimmung fertiggestellt und ans Netz angeschlossen.