Add-ons oder Puristenhandy, das ist die Frage
So langsam muss man sich entscheiden im Leben: Entweder einfach oder das vollautomatische Androidhandy mit Ascheanschluss
Besitzt man ein Handy mit einem Android-Betriebssystem, hat man im vergangenen Jahr 25 Prozent mehr Zeit mit seinen Apps zugebracht als im Jahr davor. Jedenfalls so eine Untersuchung. Und die werden ja auch immer ausgefuchster.
Jetzt macht die Nachricht die Runde, dass beim Appkauf Gesichtserkennung eingesetzt werden soll. Vermutlich geht es dabei nicht um einen zickigen Storeserver, der sich das Gesicht des Kunden anschaut und nur trocken meint: Wir verkaufen nicht an dickliche Vollspacken. Zum einen würde das ein Android-App-Store so nie sagen, zum anderen ist das auch nicht wahr. Es geht ja vermutlich darum, gleich zu erkennen, wer hier herunterlädt und deshalb mit welcher Kreditkartennummer bezahlen möchte.
Vermutlich geht deshalb bald auch ein Feature massenweise auf unsere Handkies, das wir so früher auch nicht in den inneren Kreis der Fähigkeiten von mobilen Telefonen gerechnet hätten, denn zumindest als Website existiert die Möglichkeit schon. In den USA. Dort kann ich meine Asche – vermutlich nach meinem Tod – an den republikanischen Abgeordneten schicken lassen, der für Trumpcare gestimmt hat. Sozusagen ein politisch motivierter und digital gestützter Wirksamkeitstest über die Durchschlagkraft eines durch verblödetes Abstimmungsverhalten glänzenden Kongresses in den Vereinigten Staaten.
Und selbst wenn es nicht zu diesem Zusatzfeature kommt, weil der Senat sich dann doch gegen die Gesundheitsreform ausspricht, dann ist der Trend klar: Immer mehr Features passen in immer leistungsfähigere Smartphones hinein.
Da könnte man jetzt ja glücklich sein.
Sind aber nicht alle. Es gibt auch eine Gegenschule zur reinen Lehre des "Immer mehr". Das Light Phone ist so weit auf das Wesentliche heruntergestrippt, dass man damit gerade mal telefonieren kann. Wir erinnern uns: der eigentliche Grund, warum es mobile Telefone gibt. Nicht wegen der Asche. Das Light Phone kann nur das, das aber angeblich sehr gut. Und mehr braucht es für Minimalisten nicht, sagen die von Light Phone. Die haben Kunden im Blick, die noch ohne Google Maps durch die Stadt finden, nicht ständig beim Laufen twittern und auch eher eine Erdbestattung als den Versand ihrer Asche planen.
Noch minimaler, auf eine ganz spezielle Weise geht es mit diesem Gerät für Menschen mit Seheinschränkung. Da wird das Pad gefühlsecht und äußert sich nur noch in Brailleschrift - aus gutem Grund. Schon beeindruckend, wie man Gadgets auf das Wesentliche reduzieren kann.
Nun, egal ob man eher in Apps ertrinken will oder – aus gesundheitlichen Gründen – sein Device ein wenig auf Reduktion trimmen muss: Beides ist möglich. Vielleicht auch mehr aus Gründen des Lifestyles. Ich freue mich jetzt schon auf ein ladbares, aber ansonsten vollkommen inaktives Stück Metall, das ich vor mich auf den Tisch legen werde. Und bei Nachfrage werde ich lächeln und einfach nur sagen:
Mobiles Trappistentelefon.