Aktienmärkte: Akute Schwindsucht
China versucht, einer drohenden globalen Rezession entgegen zu arbeiten. An den Börsen fallen die Kurse und der Marktwert von Apple, Google, Amazaon & Co. verdampft
In China haben sich in der vergangenen Woche die Spitzen der Parteiführung und der Planungsbürokratie zu einer Klausurtagung getroffen, auf der die wirtschaftliche Entwicklung für das kommende Jahr besprochen wurde, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.
Laut Agentur betonte ein Abschlussdokument einerseits, dass China langfristig und noch für lange Zeit die strategische Chance habe, sich zu entwickeln. Kurzfristig gebe es aber besorgniserregende Entwicklungen, ein kompliziertes internationales Umfeld und erheblichen Druck auf das Wirtschaftswachstum.
"Antizyklische Maßnahmen", das heißt, stimulierende Anreize für die Wirtschaft sollten daher verbessert werden. Dazu gehörten Kürzungen von Steuern und Gebühren im größeren Umfang als bisher, sowie zweckgebundene Anleihen für lokale Behörden.
Außerdem müssten Überkapazitäten weiter reduziert und Hindernisse für Unternehmen beseitig werden. Der Schwerpunkt müsse auf hochwertige Entwicklung liegen, die ökonomischen Strukturen müssten verbessert und optimiert, die Ausgaben für Bildung erhöht und der Konsum gefördert werden. Besondere Betonung wird auf die technologische Entwicklung gelegt.
Hintergrund der chinesische Sorgen ist eine Verlangsamung der Weltwirtschaft, die sich auch in den Aktienkursen spiegelt. In Deutschland, das derzeit eine seiner längsten Perioden ohne Rezession erlebt, hat der Aktienindex DAX seit seinem Höchststand im Januar 2018 rund 2000 Punkte (etwa 15 Prozent) verloren. Seit April ist der abwärts gerichtete Trend ungebrochen.
Ganz ähnlich sieht es jenseits des Atlantiks aus: Der US-Index Dow Jones hat im letzten Quartal 2018 bereits rund 4000 Zähler – etwas wenig als ein Fünftel seines Wertes – verloren und die dortigen Aktienmärkte setzen ihren Sinkflug auch in den letzten Tagen fort.
Zu den größten Verlierern gehört Facebook, dessen Aktien bist zum 20.12. 39 Prozent verloren hatten. Den am stärksten gebeutelten Sektor stellen Energiekonzerne dar, die im Schnitt bis zum 28. Dezember 28 Prozent verloren.
Daneben sind vor allem alle großen Gewinner der digitalen Welt inzwischen im Bärenmarkt, das heißt, aus den großen Gewinnern wurden über Nacht große Verlierer. Neben Facebook haben auch Apple, Amazon, Netflix und Google in den letzten Wochen mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt.
Anfang Dezember hatten die Aktien der fünf Unternehmen an einem einzigen Tag 140 Milliarden US-Dollar an Marktwert verloren. Insgesamt sind die Akteinkurse der fünf Mitte Dezember bereits um über eine Billion US-Dollar eingebrochen.
Und ein Ende des Niedergangs war kurz vor Weihnachten nicht in Sicht. Schöne Bescherung. Bleibt zu hoffen, dass die reale Ökonomie nicht von der Schwindsucht der Aktienmärkte angesteckt wird.