Alice Schwarzer schwärzt weiter
Nach "Tango mit Alice" nun auch einstweilige Verfügung gegen "Schwarzer Tango"
Während Alice Schwarzer bei Privatsachen anderer Prominenter findet, dass das Private politisch sei, pocht die Aktivistin in eigenen Angelegenheiten auf das Privatrecht. So hatte Schwarzer letztes Jahr das Enthüllungsbuch ihrer früheren Geliebten Waltraud Schade juristisch aus dem Verkehr ziehen lassen.
Ihre einstige Freundin sah sich zu diesem Buch provoziert, nachdem Schwarzer ihre doch etwas eigene Sicht auf ihre Biographie verbreitet hatte. Schades Verlag, ironischerweise der auf Erotika spezialisierte rotundlicht-Verlag, hatte der millionenschweren wie klagefreudigen Gegnerin damals wohl vorschnell eine Unterlassungserklärung unterzeichnet und sich dann einen Prozess eingefangen (Schwarzer will schwärzen).
Die damalige Abmahnung gegen "Tango mit Alice" allerdings wies anscheinend anwaltliche Kunstfehler auf, denn damals wurde zwar das konkrete Buch zur Gänze verboten – nicht aber der Stoff oder konkret verwendete Informationen. Daher brachte der Verlag nun ein neues Buch "Schwarzer Tango" heraus, bei dem es sich wohl um eine Neubearbeitung handelt. Süffisant prangt auf dem Cover des nun unter anderem Titel herausgebrachten Werks die Parole "Das Private ist politisch".
Im Vorwort schildert Verleger Krischan Schoeninger genüsslich, wie ihn die Abmahnung letztes Jahr zwar an den Rand des Ruins gebracht habe - er aufgrund der prekären Lage jedoch in den Genuss von Prozesskostenhilfe gekommen sei, was ihm den Kampf gegen Alice Schwarzer wirtschaftlich erst ermöglicht habe. Mit Interesse verfolgte er Schwarzers Akzeptanz des Strafbefehls wegen Steuerhinterziehung.
Nachdem seit Anfang des Monats nun etwa die Hälfte der Erstauflage von "Schwarzer Tango" ausgeliefert wurde, erwirkte die ehrbewusste Emanze gegen den Verlag jetzt eine einstweilige Unterlassungsverfügung.
Gerade hat sich Alice Schwarzer ungebeten in den Fall der (vorläufig) wegen falscher Verdächtigung verurteilten Lügnerin Gina-Lisa Lohfink eingemischt und ihre eher subjektive Auffassung von Recht, Gesetz und überhaupt geboten. Schon während ihrer vorübergehenden Karriere als Gerichtsreporterin im Fall Kachelmann hatte sich Schwarzer nicht durchgehend Freunde gemacht. Kabarettist Volker Pispers bezeichnete sie nachhaltig als "BILD-Zeitungs-Nutte“.
Die jedoch beißende Ironie an der Sache ist, dass Schwarzer gegen Kolportage von offenbar zutreffender Information juristisch knallhart vorgeht, umgekehrt aber der überführten Lügnerin Lohfink das Recht zu falschen Verdächtigungen mit dem Risiko von Justizunrecht zugesteht. Dabei ist sich die gestählte Propagandistin auch für eigene Lügen nicht zu schade: Angeblich würde nur in einem Prozent aller Anzeigen wegen Vergewaltigung verurteilt. Tatschlich sind es 13,5 % - eine deutlich höhere Quote als bei Diebstahl oder Körperverletzung, obwohl in entsprechenden Fällen die Beweislage typischerweise schwierig bis subjektiv ist.
Wer im Frauenturm sitzt, sollte vielleicht besser nicht mit Seife werfen. Der Rechtsstreit um das Buch wird spannend bleiben.