Als wäre nix gewesen

WhatsApp wird uns bald verschwinden lassen können. Also, nicht uns, sondern unsere Chat-Nachrichten

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Es soll ja noch einzelne geben, die WhatsApp nutzen. Zum Beispiel Millionen von Schüler. Ach was, Milliarden. Und deren Mütter, und deren Ehemänner. Vielleicht nicht immer gemeinsam, aber sie tun es. Das kann natürlich bisher schon ein paar negative Folgen haben, wenn man in der Hitze des Chats mal mit den falschen Nachrichten rüberkommt.

"Mama, ich glaube ich kriege ein Kind von Papa", sind definitiv die falschen Witze, die man in Zukunft dann zumindest wieder machen kann, wenn man schlechten Geschmack anerzogen bekommen hat. Denn auf der technischen Seite rüstet WhatsApp auf und gibt Usern die Möglichkeit, ihren Nachrichten ein Haltbarkeitsdatum aufzudrücken. Und nach einem festgelegten Zeitpunkt verschwinden die Nachrichten dann automatisch. Gut, aus der Erfahrung mit Müttern wissen wir, dass das Zeitfenster für so einen schlechten Schwerz extrem kurz gewählt sein muss, denn Mama liest schneller als der Schall. Aber immerhin. Rein technisch wäre das dann möglich, womit Snapchat groß geworden ist. Ich sag was, aber es ist auch schnell wieder weg und vergessen.

Dass so ein Feature vielleicht in den vergangenen Wochen eher etwas Gutes und gleichzeitig Schlechtes gehabt hätte, kann man sich anhand der Ereignisse der Vorwoche vorstellen. Wir lassen einmal beiseite, dass auch Siri am liebsten vergessen lassen würde, wie falsch ihre/seine Angaben zum Election Day in den USA sein konnten. Das war ein schnell behobener Irrtum, egal wie der entstand (jeder kann mal die 8 und die 3 vertauschen, sollte es aber nicht).

Aber so ein "Das habe ich doch nie und nimmer gesagt" wäre für den 45. POTUS jetzt vielleicht auch gut, wenn er unbequemerweise vielleicht an seine nächtliche Pressekonferenz vom 3. auf den 4. November erinnert werden sollte, die streng nach dem Motto lief: Herr Schiedsrichter pfeifen Sie ab, ich habe eben das 1:0 geschossen und gewinne damit das Spiel. Dann müsste DT Senior jetzt nicht diesen ganzen Juristenkram anschleppen und wegen der Wahl vor Gericht ziehen. Er könnte einfach so tun, als wollte er verlieren...

Was könnte die Welt im Nachhinein Frieden finden, wenn sie ein paar der gemachten Aussagen nicht mehr dokumentiert fände. Oder es würde genau das Gegenteil passieren. Mord und Totschlag wären im Gange, weil sich niemand mehr auf etwas berufen kann, das doch bis vor ein paar Minuten noch in WhatsApp zu finden war.

Auf der anderen Seite: In so einem Fall würde es helfen, sich auf Mama zu berufen. Wenn die Muttis dieser Welt irgendwann in ihrem Leben einmal etwas gehört oder gelesen haben, dann werden sie sowohl den Inhalt, als auch den Zeitpunkt dieser Information selbst im Vollkoma noch wiedergeben können.

"Doch, das hast Du gesagt. 1992, als wir auf dem 45. Geburtstag Deines Onkels am Tisch gleich neben der 24bändigen "Gärten in England" - Ausgabe sassen, deren 12. Band auf Seite 34 einen Knick hat."

Gegen Mama hat WhatsApp nie eine Chance. Merkt Euch das.