Auch das Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Mallorca
Mit kleinen Bomben sorgt die baskische ETA für Chaos auf der Urlaubsinsel.
Nun warnt auch das Auswärtige Amt deutsche Urlauber vor Reisen nach Mallorca. Zuvor hatte die baskische Untergrundorganisation ETA am Sonntag in Palma de Mallorca drei Bomben explodieren lassen. Allerdings hatte sie vor den Kleinstbomben schon Stunden zuvor durch drei Anrufe vorgewarnt. Sie wollte offenbar niemanden verletzen, die Sprengkörper richteten nur minimalen Sachschaden an. Aber das Chaos auf der Urlaubsinsel wurde noch vergrößert. Anders als von der Polizei behauptet, ist eine der Bomben explodiert, während noch die Gäste in der Kneipe waren, die von der Polizei nicht geräumt worden war.
Ihr Ziel hat die ETA erreicht. Den Touristen wird klar, dass im spanischen Staat ein blutiger Konflikt ausgetragen wird, der weiter auf eine friedliche Lösung wartet. Die Urlauber sind verunsichert und für großen Unmut sorgen viele Straßensperren und Kontrollen mit schwer bewaffneten Sicherheitskräften, mit denen seit zwei Wochen nach ETA-Aktivisten gefahndet wird.
Ende Juli hatte sie ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Anschlag auf den Intimfeind begangen und mit einer Haftbombe zwei Beamte der paramilitärischen Guardia Civil ermordet. Es war der erste Mordanschlag der ETA auf Mallorca. Die Kleinstsprengsätzen nun, die eher Feuerwerkskörper ähnelten, detonierten in zwei Kneipen und in einem Einkaufszentrum. Mit ihnen will die ETA zeigen, dass sie überall zuschlagen kann und sogar über eine Struktur in Mallorca verfügt.
Die Anschläge, besonders auf Mallorca, sind eine schwere Niederlage für Madrid. Die Operation "Käfig", mit der unter großem Aufwand die Insel durchkämmt wird, störte die ETA nicht. Sie bereitete neue Anschläge vor und führte sie unter den Augen der Polizei aus. Dass nach Großbritannien nun auch Deutschland Mallorcaurlauber warnt, ist ein herber Schlag für die sozialistische Regierung. Schließlich wird die schwere Wirtschaftskrise Spaniens, mit einem ohnehin flauen Tourismusgeschäft in diesem Sommer, noch verschärft. Von Stornierungen wird bereits berichtet.
Beim Auswärtigen Amt heißt auf der Startseite: "Reisende werden gebeten, den Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden Folge zu leisten, und sich umsichtig zu verhalten, insbesondere Menschenansammlungen zu meiden." Wegen kilometerlanger Staus und langen Wartezeiten bei der Ein- und Ausreise wird erklärt: "Es muss erneut mit Behinderungen durch Maßnahmen der spanischen Sicherheitsbehörden gerechnet werden."
Derlei Warnungen dürfen als Humbug bezeichnet werden. Niemals hat die ETA bislang Anschläge auf Menschenansammlungen ausgeführt, auch wenn die spanische Regierung bisweilen derlei behauptet, wie beim islamistischen Massaker 2004 in Madrid, das zunächst der ETA in die Schuhe geschoben werden sollte. Touristen dürften auch weiterhin kein Ziel der ETA sein. Man wird davon ausgehen können, dass sie wie bislang vor Anschlägen warnt, die sich nicht direkt gegen Sicherheitskräfte oder hochrangige Politiker richten.
Im Übrigen muss, wegen der steigenden Repression, die die spanische Regierung nach dem gescheiterten Friedensprozess immer breiter anwendet, im gesamten Land mit Anschlägen gerechnet werden. Das zeigt auch das ETA-Bekennerschreiben, das an zwei baskische Zeitungen ging. Darin bekannte sie sich am Sonntag zu der tödlichen Attacke auf die Zivilgarden in Mallorca, aber auch zu dem Anschlag auf deren Kaserne im nordspanischen Stadt Burgos einen Tag zuvor. Sie übernahm auch die Verantwortung für den Mord an einen Anti-Terrorspezialisten der Nationalpolizei im Juni bei Bilbao und für eine Bombe, welche ein Parteibüro der Sozialisten (PSOE) im baskischen Durango zerstörte.
Die ETA erklärt, es gehe ihr darum, "einen demokratischen Prozess" auf den Weg zu bringen, welcher die "Unterdrückung des Baskenlandes" beendet und "alle politischen Projekte in demokratischer Form umsetzbar werden". Man wolle dem Land kein politisches Projekt aufzwingen, wie behauptet werde, sondern man setze dem bewaffneten Zwang Spaniens einen bewaffneten Widerstand entgegen.
In dem Bekennerschreiben sind die Örtlichkeiten umrissen, in welchem Umfeld sich Touristen weder im Baskenland noch in Spanien aufhalten sollten, um keinen Schaden durch einen Anschlag zu nehmen, vor dem nicht vorgewarnt wird. Doch solche Hinweise vermisst man auch im weiteren Warnungstext des Außenamts. Allerdings sollten Touristen auch im Baskenland noch aus anderen Gründen vorsichtig sein, da derzeit Madrid alle Demonstrationen der baskischen Linken gewaltsam auflösen lässt.
So wurde auch die Demonstration zum Beginn der Festwoche von Donostia-San Sebastian am Samstag brutal aufgelöst, die seit dem Ende der Franco-Diktatur alljährlich friedlich begangen wurde. Verhaftet wurde auch ein Deutscher. Schläge und Gummigeschosse der Polizei prasselten auch auf Urlauber ein, weil die Polizei rücksichtslos gegen eine Menge vorging, die Demonstranten, Bewohner, Touristen und Tierschützer bildeten, die wie jedes Jahr gegen Stierkämpfe demonstrierten. Vergangene Woche starb in der baskischen Kleinstadt Villabona der stellvertretende Bürgermeister Remi Ayestaran an einem Herzschlag, als die Polizei eine zunächst genehmigte und dann wieder verbotene Demonstration gewaltsam auflöste.