Ausblenden wegen "könnte"

Neben der Spur

Nicht dass ich mir aus Clash of Clans etwas machte. Aus Trump übrigens auch nicht

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Ich gebe zu, ich habe zuerst blöde gegrinst, als ich diese Headline gelesen habe, vielleicht weil der Splashscreen der App so niedlich aussieht. Aber der Iran, also dessen Autoritäten, haben Clash of Clans auf den Index gesetzt. Das Spiel mit den etwas arg aggressiven Comicfiguren und den zugegebenermassen monothematisch aufgesetzten Dörfern solle Gewalt verherrlichen, und Stammeskonflikte auch.

Gut, mir geht es ja auch auf den Zeiger, wenn meine Kinder morgens auf dem iPad von irgendeinem "Hu" aus "Korea" angegriffen und zusammengeschlagen werden. Oder besser gesagt: Wenn seine Comicfiguren das digitale Dorf meiner Kinder angreifen und es zu Kleinholz zerhacken. Ich würde mich ja auch umschauen, wenn es zeitgleich an unserer Haustüre klingeln würde, ein "Hu" aus "Korea" wortlos mich zur Seite schieben und dann unser Wohnzimmer in Streichholzschachtelgrösse formatieren würde. Aber noch glaube ich fest daran, dass es sich bei Clash of Clans eher um ein Spiel als um eine Werbeveranstaltung für überaggressiv bilateral ausgetragene Stammeszusammenkünfte handelt.

Sieht man im Iran scheinbar anders.

Klar, das Spiel könnte zu etwas aufhetzen, das man so im Zweistromland nur ganz selten sieht. Den Kampf zwischen verschiedenen Glaubensgruppen und Interessengemeinschaften. Und das sähe dann vermutlich auch nicht so possierlich aus wie das rhythmisch zusammengeklopfte Dorf, das nach so einer Attacke auf dem Bildschirm übrig bleibt. Also weg damit.

Weg auch mit diversen Filmen, die ja auch nur eines wollen. Aufwiegeln. Und andere Videospiele auch, die wollen auch nicht immer nur spielen und kuscheln, die wollen attackieren und zusammenschlagen. Das kann nicht gut gehen. Klar.

Wieso allerdings vom Iran auch Pokémon Go verboten wurde, das erschließt sich jetzt noch nicht ganz. Angeblich Sicherheitsbedenken. So gefährlich sahen die kleinen Sammelviecher jetzt noch gar nicht für mich aus. Aber andere Staaten sehen das angeblich inzwischen auch so.

Ach so.

Gut, dass das im Westen, dem vielgelobten, bisher nicht passiert. Da wird schon einmal ein Autor für 24 Stunden auf Facebook wegen angeblichen Verstoßes gegen die Community Regeln verbannt. Man nennt Trump-Anhänger auch nicht "faschistisches Pack". Macht man nicht. Da könnte man ja gleich (Clash of Clans technisch gesprochen) in Trumpfhausen einmarschieren und alles, was ein Toupet trägt, kurz und klein schlagen.

Es ist zum Haare raufen mit dieser Zensur. Vor allem mit der, die Befürchtungen ins Feld führt, die einem genau im gleichen Umfeld so merkwürdig vertraut und eigentlich längst überholt vorkommen. Aber da mag ich jetzt das Gras wachsen hören.

Gras gehört eh verboten.