Bitcoins nicht am Wendepunkt
Scheitern von Mt Gox ist laut dessen führenden Konkurrenten "ein normaler Prozess in einer jungen Industrie"
Seit wenigen Stunden ist MtGox, die tagelang gar nicht aufgerufen werden konnte, wenigstens wieder online. Das allerdings nur mit einem dürren Statement des drei Tage lang als verschollen geltenden Mark Karpeles, der am Wochenende zurückgetreten war und eingestanden hatte, dass sich die bislang umsatzstärkste Bitcoin-Börse an einem "Wendepunkt" befinde.
Montagabend hatten dann fünf führende Bitcoin-Unternehmen ein gemeinsames Statement veröffentlicht, wonach es sich bei dem "tragischen Vertrauensbruch" um die Handlungen nur eines Unternehmens (eben Mt.Gox) handle. Das spiegle aber nicht die Belastbarkeit oder den Wert der Bitcoins und der gesamten Bitcoin-Industrie wider. Hunderte an operativen Bitcoin-Unternehmen würden weiterhin daran arbeiten, "Bitcoin als Zahlungsmittel des Internet-Zeitalters sicherer und einfacher anwendbar zu machen".
Mt.Gox habe in privaten Gesprächen innerhalb der Bitcoin-Community die Probleme eingestanden. Demnach wurden 744,000 Bitcoins, also sechs Prozent der aktuell rund 12,4 Millionen umlaufenden Bitcoins, gestohlen, was sich unbemerkt über Jahre hingezogen habe. Aber so wie in jeder jungen Industrie gebe es eben auch hier schwarze Schafe, die in einem schmerzhaften Prozess aus dem Markt ausscheiden müssten, so wie eben gerade Mt.Gox. Die "verantwortungsvollen" Bitcoin-Börsen Coinbase, Kraken, BitStamp, Circle und BTC China würden jetzt intensiv zusammenarbeiten, um die Zukunft der Bitcoins und die Sicherheit der Kundendepots sicherzustellen.
Mark Karpeles, CEO von Mt.Gox, der gerade erst von der einflussreichen Bitcoin Foundation zurückgetreten war, nutzte die Gelegenheit, um "jedem zu versichern, dass er sich noch immer in Japan befinde und mit der Unterstützung verschiedener Gruppen sehr hart daran arbeite, eine Lösungen für unsere jüngsten Probleme zu finden". Dann ersuchte er noch, das Team nicht mit Anfragen zu behelligen, kündigte weitere Ankündigungen über die Website an und bekräftigte nochmals, dass "im Lichte der jüngsten Zeitungsberichte und deren möglichen Rückwirkungen auf die Operationen von Mt.Gox und auf den Markt entschieden wurde, vorerst alle Transaktionen zu schließen, um die Site und deren Nutzer zu schützen".
Während da und dort angesichts der jüngsten Turbulenzen schon wieder ein Ende der Cyberwährung vorausgesagt wird, rutschte der Kurs zuletzt tatsächlich nur auf Mt.Gox selbst enorm ab, wo Bitcoins zuletzt unter 100 Dollar zu haben waren. Allerdings hielten sich die Kurse auf anderen Handelsplätzen in der Gegend von 575 Dollar, was vorerst eher noch nicht auf ein rasches Ableben der Bitcoins schließen lassen sollte.