Böhmermann hat ZEIT

Macht sich der Satiriker über das Hamburger Magazin lustig?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Satiriker Jan Böhmermann landete offenbar erneut einen subversiv-sarkastischen Coup:

So gab Böhmermann sein erstes Interview nach seinem Abtauchen ausgerechnet der ZEIT. Deren Herausgeber Josef Joffe hatte den bislang peinlichsten Presseprozess des Jahrzehnts gegen die Satiriker von Böhmermanns "Anstalt" ZDF geführt. So hatten Joffe und ein Redakteur sich in kleinlichstkariertester Weise gegen die erfolgte Auflistung ihrer nach Meinung der Satiriker bestehenden Verstrickungen in transatlantische Netzwerke gewehrt. Die befremdliche Prozesshanselei hatte dem Thema größtmögliche Aufmerksamkeit beschert.

Aus dem morgen erscheinenden Interview wird vorab Böhmermanns Vorwurf zitiert, die Bundeskanzlerin dürfe nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit gehe. Doch stattdessen habe sie ihn "filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai WeiWei" aus ihm gemacht.

Die Platzierung von Böhmermanns Interview ausgerechnet in der ZEIT dürfte von gleicher Ironie wie die Wahl seines Anwalts sein, der betuchte Klientel gegen Satiriker vertritt. So hatte Böhmermann mit der Berliner Kanzlei offenbar schon vor einem Jahrzehnt Bekanntschaft gemacht, als sich sein Sender 1Live (WDR) wegen Böhmermanns Podolski-Satire verteidigen musste. Gegen die Satire über die Olympia-Bewerbung Berlins bemühte man letztes Jahr ebenfalls den Promi-Anwalt.

Letztes Jahr hatte Böhmermann mehrfach für Irritationen gesorgt. Zum einen verwirrte er mit seinem Varoufake. Zum andern tischte er die groteske Satire auf, Musiklobbyist Dieter Gorny sei von Sigmar Gabriel zum "Beauftragen für kreative und digitale Ökonomie" berufen worden.