Britische Regierung will angeblich eine Laufzeitverlängerung der AKWs

Wie die Erneuerbaren wird auch die Atomenergie durch eine geplante CO2-Abgabe subventioniert

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Die britische Regierung hat den Umbau auf erneuerbare Energien bislang eher verschlafen. Die Konservativen haben gegen den liberaldemokratischen Koalitionspartner den Plan durchgesetzt, neue Atomkraftwerke zu bauen, wie dies bereits die Vorgängerregierung vorhatte. Nachdem die Renaissance der "sauberen" Atomenergie ins Stottern geraten ist und die deutschen Energiekonzerne aufgrund der Kosten keine AKWs in Großbritannien mehr bauen wollen, greift man in der Not und auf Druck der Energiekonzerne zur Laufzeitverlängerung der alten Atommeiler, wie dies auch die schwarz-gelbe Regierung in Deutschland vor der "Energiewende" machen wollte.

Offiziell ist die Laufzeitverlängerung nicht, aber es durchaus glaubwürdig, dass das Office for Nuclear Regulation, wie der Guardian von diesem erfahren haben will, mit dem französischen Energiekonzern EDF, der die meisten AKWs betreibt, auf eine Laufzeitverlängerung der acht AKWs hinarbeitet. Man sei zuversichtlich, dass sie weiter am Netz bleiben können, sofern sie die regelmäßigen Sicherheitstests überstehen. Ob EDF dabei bleibt, wie geplant, vier neue AKWs zu bauen, ist noch unklar, nachdem E.ON und RWE aus der gemeinsamen Gesellschaft Horizon ausgestiegen sind. Man gibt sich aber entschlossen und begrüßt die Zusage der Regierung, die vom Konzern zu tragenden Entsorgungskosten für die geplanten AKWs zu deckeln, schließlich seien die engültigen Kosten von Areva nicht zu kontrollieren.

Die Laufzeitverlängerung schließe eine erwartbare Stromlücke, die durch das Abschalten entstehen würde, bevor die erneuerbaren Energien ausgebaut sind. Das Argument kennt man aus Deutschland auch, hier sprach man von der "Brückenfunktion" der Atomenergie, allerdings wurde auch deutlich, dass das Abschalten der AKWs nicht zu den beschworenen Stromausfällen führte.

Der Plan scheint wieder einmal ein Zusammenspiel der Regierung mit der Atomindustrie nahezulegen. Die Regierung bereitet gerade ein Energie-Weißbuch mit dem Vorschlag vor, einen garantierten Mindestpreis für Strom aus CO2-armen Energiequellen festzusetzen, um damit das Geld für Investitionen in erneuerbare und Atomenergie sowie in CCS-Projekte für Gaskraftwerke einzunehmen. Das heißt aber auch, dass eine Laufzeitverlängerung EDF gute Gewinne verschaffen würde, wie das auch bei der Laufzeitverlängerung in Deutschland beabsichtigt war. Der Mindestpreis, der eine Subvention der Atomenergie und der erneuerbaren Energien darstellt, wird über eine ab 2013 geplante CO2-Abgabe in Höhe von 15,7 Pfund pro Tonne finanziert, die 2020 auf 30 Pfund ansteigen soll.

EDF habe sich nach Angaben des Guardian noch nicht endgültig entschieden, hat aber vor, eine Laufzeitverlängerung für die AKWs Hinkley B in Somerset (in Betrieb seit 1976) und Hunterston B in Ayrshire (in Betrieb seit 1977) zu beantragen, die 2016 stillgelegt werden sollten. Die Laufzeit von sieben der acht Meiler soll durchschnittlich um sieben Jahre verlängert werden, das achte, Sizewell B in Suffolk, seit 1995 in Betrieb, soll bis 2035 am Netz bleiben.