China: Kohleföderung stark rückläufig
Stilllegung ineffizienter Gruben führt inzwischen zu Versorgungsengpässen. Trend zu immer mehr Kohleverbrauch gebrochen
In China sorgen die Bemühungen, Überkapazitäten im Kraftwerks- und Stahlsektor sowie in der Kohleförderung abzubauen, für einige Turbulenzen. Wie das Internetmagazin Asia Times Online berichtet, drohen in einigen nördlichen Regionen Engpässe in der Kohleversorgung. Die Preise für Kohle hätten seit Jahresbeginn bereits um rund 50 Prozent angezogen.
Die Nationale Kommission für Entwicklung und Reformen, die für die makroökonomische Lenkung zuständig ist, hätte die produktivsten Kohlegruben angewiesen, mehr zu produzieren, doch die Unternehmen zögerten. Die meisten von ihnen arbeiten noch immer mit Verlust.
Offensichtlich sind die derzeitigen Engpässe eine Begleiterscheinung des Richtungswechsels in der langfristigen chinesischen Energiepolitik, die auf Alternativen zur Kohle setzt. Im letzten Jahrzehnt waren der Kohleverbrauch und die Zahl der Kraftwerke im raschen Tempo gestiegen. Das Land war zum weltweit größten Kohleförderer und zugleich zum Nettoimporteur von Kraftwerkskohle und Koks geworden.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Zum einen, weil die Regierung ineffiziente Gruben und Kraft- sowie Stahlwerke schließen lässt, zum anderen, weil der Stromverbrauch in den letzten Jahren kaum noch gewachsen ist. Letzteres führt dazu, dass auch viele der neuen Kohlekraftwerke nur unzureichend ausgelastet sind. Hier zeichnen sich bereits weitere Turbulenzen ab. Zwar ist der Neubau von Kohlekraftwerken schon vor zwei Jahren deutlich erschwert worden, aber offensichtlich nicht im ausreichenden Maße.
Viele Neubauten drohen für die meist kommunalen Besitzer zum Verlustgeschäft zu werden, und zwar umso mehr, wenn Windkraft und Solarenergie ausgebaut werden. Der Volksrepublik steht also eine ähnliche Auseinandersetzung bevor, wie Deutschland sie derzeit erlebt. Die Kraftwerksbesitzer werden versuchen, den Ausbau der Erneuerbaren zu verlangsamen, wo sie nur können, um ihre Verluste zu minimieren.
Wie so oft bei allem, was mit China zu tun hat, ist das Tempo der Entwicklung mal wieder atemberaubend. Während in der hiesigen (Fach-)Öffentlichkeit noch die Vorstellung von Chinas schnell wachsendem Kohlekonsum herumgeistert, sieht die Realität längst anders aus. Die chinesische Kohleförderung, die den Löwenanteil des chinesischen Verbrauchs ausmacht, ist seit 2011 kaum noch gewachsen, wie dem oben verlinkten Beitrag zu entnehmen ist. Ihren Höhepunkt erreichte sie 2013 und fiel in den folgenden zwei Jahren stetig abnehmend etwas unter das Niveau von 2011.
In diesem Jahr scheint sich der Rückgang dann jedoch deutlich beschleunigt zu haben. In den ersten neun Monaten, so der Artikel, sei die einheimische Förderung um zehn Prozent niedriger als im Vorjahr ausgefallen. Ein Teil davon dürfte durch vermehrten Import wett gemacht worden sein. Dennoch sieht alles nach einer guten Botschaft sowohl für Chinas unter verheerenden Luftverschmutzung leidende Bürger als auch für das globale Klima aus: Der Bann ist gebrochen, der Trend zeigt nach unten, und wahrscheinlich wird China den weiteren Anstieg seiner Treibhausgasemissionen schon deutlich vor der bisher anvisierten Zielmarke 2030 beenden können.