China greift Spanien unter die Arme
Vizepremier Li Keqiang verspricht den Kauf von Staatsanleihen
China will für sechs Milliarden Euro spanische Staatsanleihen kaufen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Das hat die spanische Zeitung El Pais nach Gesprächen des chinesischen Vizepremier Li Keqiang (sprich: Lie Kätjang, der Familienname wird im Chinesischen immer zuerst genannt) mit spanischen Regierungsvertretern herausbekommen. Li habe dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodriguez Zapatero außerdem versichert, dass China im gleichen Umfang spanische Anleihen aufkaufen wolle, wie portugiesische und griechische zusammen genommen. Madrid ist die erste Station einer Europareise, die Li am Donnerstag auch nach Deutschland und im Anschluss nach Großbritannien führen wird.
China hat in den letzten Jahren Devisenreserven in Höhe von 2,65 Billionen US-Dollar (Stand September 2010) angehäuft, die allerdings nur zum Teil in US-Dollar angelegt sind. Vermutlich 30 bis 40 Prozent werden in anderen Währungen wie Euro, Schweizer Franken, britischem Pfund, japanischen Yen und und südkoreanischem Won gehalten. Der große Devisenschatz ist zum einen Folge wachsender Handelsbilanzüberschüsse und zum anderen strenger Devisenkontrollen. So müssen chinesische Unternehmen den größeren Teil ihrer Einnahmen aus dem Außenhandel in chinesische Yuan umtauschen.
Die Regierung ist aufgrund der enormen Verschuldung der USA und der damit verbundenen Unsicherheiten für den US-Dollar schon seit längerem bestrebt, seine Reserven zu diversifizieren. Insofern kann sie mit dem Kauf von Anleihen europäischer Krisenstaaten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen wird mit dem Euro-Raum der wichtigste Abnehmer chinesischer Exporte stabilisiert und zum anderen das Verlustrisiko durch eine Dollarabwertung vermindert. Letztere wird, wie berichtet, auf jeden Fall kommen, genauer: Der chinesische Yuan wird weiter gegenüber dem Dollar aufwerten.
Ob allerdings mit den Ankauf von Staatsanleihen in Höhe von einigen wenigen Dutzend Milliarden Euro schon Abhängigkeiten von der Volksrepublik drohen, wie einige bereits befürchten, darf doch sehr bezweifelt werden. Noch liegt Chinas Bruttosozialprodukt weit hinter dem des Euroraums und seine hiesigen Investitionen sind ziemlich klein im Vergleich zudem, was europäische Firmen in de Volksrepublik investiert haben.