Coronavirus: Deutschland gut vorbereitet?
WHO beklagt fehlende Schutzkleidung für medizinisches Personal. In Deutschland fängt man an, über Beschaffung nachzudenken
Während Deutschland den Export von medizinischer Schutzausrüstung verbietet, geht China einen anderen Weg. Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet, dass das Land den Export nicht beschränken wolle.
Anfang Februar hätte es bei der Versorgung mit Masken noch Engpässe gegeben, inzwischen sei die Produktion verzwölffacht. Ob das ausreichen wird, ist noch nicht ganz klar, aber deutsche Facebooknutzer berichten, dass sie vorzeitig bestellte Lieferungen aus China erhalten hätten.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sprach am Dienstag (3.3.) davon, dass Engpässe in der Versorgung mit Schutzkleidung weltweit Krankenhauspersonal gefährden. Der Virus könne nicht gestoppt werden, wenn nicht als erstes die Arbeitenden im Gesundheitssektor geschützt werden.
Aus den USA schreibt die New York Times von Krankenschwestern, die um die effektiveren N95-Masken hätten betteln müssen und von ihren Kollegen wegen dieser Vorsicht verspottet würden.
Die US-amerikanische Gewerkschaft der Krankenschwestern und -pfleger, National Nurses United, berichtet auf ihrer Webseite, eine Mitgliederbefragung habe ergeben, dass die große Mehrheit der Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen nicht auf den Corona-Virus vorbereitet sei.
Die Zeitschrift Atlantic ist derweil überzeugt, dass die für die USA angegebene Zahl der Infizierten viel zu niedrig sei. Es würden bisher nur Leute untersucht, die man aufgrund ihrer Reisen für gefährdet halte. Tatsächlich würde sich der Virus aber bereits im Lande verbreiten. Es seien die ersten Infizierten aufgetaucht, bei denen man keine Verbindungen zu Auslandsreisen feststellen konnte.
Erhellendes
Unterdessen ist der oben verlinkte Beschluss zum Exportverbot übrigens eine wahrlich erhellende Lektüre, die einen Einblick in den hiesigen Umgang mit der Epidemie gibt. Am 4. März, mehr als eineinhalb Monate, nachdem absehbar wurde, dass auch Deutschland von der Corona-Epidemie betroffen sein würde, beschließt der deutsche Krisenstab aus Bundesgesundheitsministerium (BGM) und Bundesinnenministerium, dass das BGM zentral Schutzausrüstung für Arztpraxen, Krankenhäuser und Bundesbehörden beschafft. Nach rund sieben Wochen.
Ähnlich frühzeitig, wenn nicht gar fast verfrüht, erscheint der Beschluss, dass die Länder Ansprechpersonen benennen sollen, um die Zusammenarbeit des Bundeskrisenstabs mit den Ländern enger zu gestalten. Am 27.1. hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündet: "Grundsätzlich sind wir wachsam, wir nehmen die Dinge sehr ernst, wir sind aber auch gut vorbereitet."
Derweil gibt die Berliner Morgenpost mit Stand von heute 14 Uhr 578 Infizierte in Deutschland an, von denen 18 inzwischen wieder genesen seien. Das Robert-Koch-Institut in Berlin hatte am Morgen, 7 Uhr, von 534 Fällen geschrieben. Gestern wurden dort mit Stand 15 Uhr 400 Fälle gemeldet.