Der Apfel fällt nicht weit von der U-Bahn
Tatsächlich. Sony hat sich eine abgefahrene Werbeaktion in der Londoner U-Bahn ausgedacht. Aber alles halb so wild, das kannte ich schon lange von meinem Nachbarn
Ist ja nicht so einfach, mit einer neuen Spielkonsole noch jemandem hinter dem Ofen hervor zu locken (vorausgesetzt, er darf wegen seiner Quarantäne überhaupt das Haus verlassen). Da kann Sony ein Lied davon singen, zumal scheinbar die Playstation genau so leicht zu kriegen ist wie ein vierblättriges Kleeblatt mitten in der Wüste.
Wo wir gerade von der "Vier" sprechen: Die vier Symbole der Playstation tauchen seit neuestem rund um die Londoner U-Bahn auf. Da wo sonst immer nur dieser langweilige Rote Kreis mit "Oxford Circus" auf Blau zu finden ist, ziert ein "X" oder ein Viereck oder ein Dreieck das Stationssignet. Und wie es der Zufall so will, sind das genau die vier Symbole auf der Playstation.
Gottseidank nur im Umfeld der U-Bahn einer britischen Hauptstadt. Nicht auszudenken, wenn die Verkehrszeichen in Großbritannien einbezogen worden wären. Da stände dann ein "Achtung Bahnübergang" mit einem fetten "X" statt einem kreisrunden "Durchfahrt verboten"-Schild in der Gegend herum. Und mit einem Viereck könnten selbst englische Autofahrer nichts anfangen und würden mit einer irritierten Stotterbremse den ganzen Verkehr rund um London zum Erliegen bringen.
Dabei kann ich dem allen nur ein müdes Lächeln abgewöhnen. Mein Nachbar im Allgäu hat den Witz mit subliminal Advertising schon vor Jahren entdeckt, in unserem Dorf kräht deshalb kein Hahn mehr danach. Jeden Herbst werden wie zufällig genau dann die Äpfel reif und hängen ziemlich explizit von seinen Bäumen herunter, wenn man in Cupertino wieder einmal ein neues iPhone oder einen neuen Prozessor vorstellen will. Da kann man mir ja sagen, was man will, das ist doch alles kein Zufall. Und ich will ja lieber nicht wissen, wie viel Werbeetat in eine pünktliche Reife der Früchte fließen muss. Oder ob wie vor drei Jahren die Ankündigung der neuen Geräte extra in die Saison vor dem ersten Fallobst passen musste. Und ich will mir gar nicht vorstellen, was mein Nachbar sich einfallen lassen müsste, wenn die zu erwartende Ernte ausfallen würde, weil das Frühjahr die Apfelblüten von den Baumkronen geblasen hat. Da hätte Cupertino gar keine Freude daran.
Insofern hat die Londoner U-Bahn meinem Nachbarn echt etwas voraus. Der japanische Konzern Sony ist mit seinen Werbeaktionen auf keinen Fall von einer Apfelblüte betroffen. Und wenn man es ganz genau nimmt, würden die Herren dort auch eher die Kirschblüte bevorzugen. Aber das Logo haben sie sich nun doch nicht auf die Playstation gepappt. Egal.
Immerhin kann man Sony noch attestieren, dass sie die künstliche Verknappung der Spielkonsolen bei Marktstart auch noch an der Londoner U-Bahn angelehnt haben. Immerhin mahnt dort schon seit Jahrzehnten eine freundliche, leicht künstlich klingende Stimme bei der Einfahrt der Züge: Mind the gap.
Das dient alles nur der Steuerung von Kundenerwartungen, sollte keine Playstation zu haben sein.