Die Video Konferenz hacken, aus Gründen
Wir haben das alle schon einmal in einem Gaunerfilm gesehen, aber schön, dass das Einfrieren von Videos in Konferenzen jetzt auch so einfach geworden ist
Vorweg, das ist kein Aprilscherz, das ist alles wahr, was gleich folgen wird. Zum einen sprechen wir alle derzeit mehr mit der heimischen Laptopkamera als mit unseren Ehepartnern, zum anderen wären wir froh, wenn wir nicht ständig so tun müssten, als würden wir aufmerksam dabei zuhören. Sowohl einerseits als auch andererseits.
Aber nun kommt im Homeoffice zumindest für die Kameraseite des virengeplagten Lebens eine Lösung zutage. Und die stammt aus Gaunerfilmen, deren Inhalt wir inzwischen im Schlaf herunterbeten können. Da muss gar nicht Mission Impossible III zitiert werden, oder Ocean Eleven oder 13/3 oder wie die alle heißen.
Gemeint ist der kleine, immer wieder gerne genommene Trick, dass der Videokamera und dem geneigten Auge dahinter einfach ein Loop oder ein Standbild vorgegaukelt wird. So glaubt das Gegenüber, dass jemand immer noch da oder gar nicht da ist, selbst wenn genau das Gegenteil der Fall wäre.
Nun beginnt das Gaunertum auch ein Standard in heimischen Videokonferenzen zu werden. Sollte man ein Tool wie Zoom dazu benutzen, dann gibt es dafür eine einfache Lösung, Videos einzuspielen. Gut, man braucht einen Bezahlaccount in der Höhe von 500 USD pro Jahr dazu, aber dann lassen sich sehr schnell nickende und lächelnde Gesichter auf die Bildschirme aller Teilnehmer zaubern. Man schweigt offiziell oder sagt alle eineinhalb Minuten das Gleiche, aber in Wirklichkeit sitzt man auf dem Balkon und trinkt eine Tasse Kaffee.
Gut, strenggenommen ist das jetzt nicht so ein gruppensozialer Unterschied. Es soll Zeitgenossen geben, die in Videokonferenzen eh genau das schon vor Ort tun. Sie trinken Kaffee, nicken in die Kamera und sagen alle paar MInuten genau das Gleiche. Wo liegt hier also der Unterschied? Nun, es ist weitaus weniger anstrengend, das immer selbst tun zu müssen. Und ein einmal so aufgenommenes Video immer wieder einzuspielen und sich dann auch nicht mehr für einen Call rasieren zu müssen, selbst im Pyjama sitzenbleiben zu können, hat dann schon einen Vorteil.
Es sei denn, dieser neue Chef, dieser Überflieger reißt plötzlich im Meeting nach der 24. Minute das Ruder herum, hört mit seinem Monolog, zu dem man bisher fleißig hat nicken und lächeln lassen, schlagartig auf und schmettert in die eigene Richtung:
"Meier, sie lächeln und nicken schon seit einiger Zeit zu meinen Ausführungen. Gut. Erzählen Sie uns doch, wie sie darüber hinaus den Umsatz in der Region Z-5 noch um +13% ankurbeln würden."
Da heißt es dann rasant die Kaffeetasse über den Balkon werfen, an das Gerät zurückstürzen und dann möglichst feinfühlig auf das Livebild zurückzublenden. Gut, man wird dann nicht erklären können, wie einem durch diese Aufforderung schlagartig drei Zentimeter Bart ins Gesicht wachsen konnten, aber sonst sollte das funktionieren. Und bis dahin kann man in Zukunft schon einmal die Kaffeemaschine anschmeißen, wenn ein Meeting im Kalender steht.