Die Weltwirtschaft vor der Corona-Krise

Symbolbild: Macau Photo Agency/unsplash

Ölpreis sackt ab, Chinas Wirtschaft schrumpft, Deutschlands Industrie war ohnehin schon in einer Rezession. Aktienkurse auf dem Weg in den Keller

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Wie es aussieht, ist die Ausbreitung der Corona-Epidemie nicht mehr zu stoppen. Man kann nur noch hoffen, dass sie möglichst lange eingedämmt und verzögert werden kann, bis ein Impfstoff zu Verfügung steht. Doch wann wird das der Fall sein?

Die bisher optimistischste Prognose, die unter anderem vom Bundesinnenminister zu hören ist, lautet auf Ende des Jahres. Die Suche nach einem geeigneten Impfstoff und Medikamenten läuft jedenfalls in diversen Ländern auf Hochtouren, wie hier, hier und hier beschrieben wird.

Schon zeichnet sich ab, dass die vermutlich inzwischen vorliegende Pandemie nicht ohne Folgen für die Weltwirtschaft bleiben wird, zumal bereits vor dem Ausbruch der Corona-Krise die chinesische Wirtschaft geschwächelt hat.

Auch hierzulande sah es nicht besser aus. Die Auftragseingänge in der Industrie lassen seit einiger Zeit zu Wünschen übrig und vergangene Woche stellte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin fest: "Industrierezession setzt sich unabhängig vom Corona-Virus fort."

Wie stark sich die Epidemie auswirken werde, ließe sich noch nicht beziffern. Klar sei allerdings, dass die so sehr vom Export abhängige deutsche Industrie besonders gefährdet sei. Probleme sieht das DIW u.a. wenn Lieferketten unterbrochen werden oder wenn der private Konsum aufgrund der Krise einbricht.

Rund um den Globus reagieren die Börsen bereits mit erheblicher Nervosität. Der deutsche Aktienindex Dax hat in der zweiten Februarhälfte rund 1.600 Zähler oder etwa 12 Prozent verloren. Der Hongkonger Hang-Seng-Index ist ebenfalls auf Talfahrt, allerdings hält sich dort der Verlust mit rund vier Prozent noch sehr in Grenzen. Tokio verzeichnet ein Minus von knapp neun Prozent, New York knapp 14 Prozent und London rund 13 Prozent.

Und das wird sicher nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die britische Zeitung Guardian berichtet auf ihrer Internetseite am Sonnatg, dass die ersten ökonomischen Daten aus China über die Auswirkungen der Corona-Krise nichts Gutes erwarten lassen.

Die Industrieproduktion sei zurückgegangen und der Dienstleistungssektor schrumpfe. An den Börsen rund um den Globus hätten sich in der vergangenen Woche Aktienwerte in Höhe von fünf Billionen US-Dollar (4,53 Billionen Euro) in Luft aufgelöst. Das ist deutlich mehr als das deutsche Bruttoinlandsprodukt eines Jahres.

Sollte die Krise länger anhalten und sich weiter verschärfen – wovon wohl auszugehen ist – wird es sicherlich auch einen erheblichen Einbruch beim Energieverbrauch geben. Unter anderem, weil weniger Güter transportiert werden und weil – vermutlich erheblich – weniger Menschen reisen.

Am Ölpreis lässt sich bereits ablesen, dass die meisten Akteure am Markt von diesem Szenario ausgehen. Die Sorte WTI kostete Anfang Januar noch über 60 US-Dollar pro Barrel und ist inzwischen bei 45 US-Dollar angekommen. Besonders rasant ging es in der zweiten Februarhälfte abwärts. Der Preis für die europäische Standardsorte Brent entwickelte sich wie üblich parallel und liegt jetzt bei etwas mehr als 50 US-Dollar pro Barrel.