Die meisten Impfverweigerer sitzen in Oberbayern
Nach neuen Zahlen ist Deutschland von einer Durchimpfungsrate, die Masern-Epidemien verhindern könnte, weit entfernt
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) hat eine Studie veröffentlicht, die Aufschluss über die Masern-Durchimpfungsrate in Deutschland gibt: Zieht man die Altersempfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) als Maßstab heran, liegt sie bei lediglich 37 Prozent. Rechnet man Impfungen danach hinzu, steigt sie zwar deutlich, ist aber immer noch sehr weit von den 95 Prozent entfernt, mit denen nach Ansicht von Medizinern der Ausbruch einer Epidemie verhindert werden könnte.
Die meisten Impfverweigerer gibt es mit jeweils knapp 20 Prozent in den Freistaaten Sachsen und Bayern, die wenigsten mit gut 10 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Sehr viel stärker ausgeprägt sind die Unterschiede, wenn man die Masernimpfquote in den einzelnen Landkreisen betrachtet: Am niedrigsten liegt sie in drei oberbayerischen Landkreisen, in denen sich viel Wohlstand konzentriert: Garmisch-Partenkirchen, Rosenheim und Bad Tölz-Wolfratshausen. Eine Erklärung dafür liefert die Studie nicht. Fest steht lediglich, dass es nicht nur am Willen der Kommunalpolitik liegen kann: In Rosenheim führte das Gesundheitsamt vor vier Jahren ein Impfkampagne an Schulen durch, bei der lediglich ein einziges Kind nachgeimpft wurde.
Deutschland ist allerdings nicht das einzige Land, in dem die Impfverweigerung zunehmend als Problem empfunden wird: Auch in den USA ist die Angst vor Impfstoffen dem Anti-Vaccine Body Count zufolge zu einer Mode geworden, die von Hollywood-Promis wie Jenny McCarthy zu deren Fans durchsickert. Anfangs argumentierten Impfgegner häufig damit, dass das Konservierungsmittel Thimerosal Autismus auslösen könne. Seit bekannt wurde, dass der Masern-Impfstoff MMR das Natriumsalz längst nicht mehr enthält, konzentriert sich das Misstrauen auf ihn selbst.