Diese Szenarien prognostiziert der Weltklimarat für West- und Mitteleuropa

"Das wird ein heißer Sommer" könnte bald zur Drohung werden. Bild: geralt, Pixybay

Der diese Woche erschienene Bericht des globalen Gremiums zum Klimawandel gibt auch Einblicke in potenzielle regionale Entwicklungen

Zu den interessanten Neuerungen, die der jüngste Teilbericht des Weltklimarats (IPCC) mit sich gebracht hat, gehört ein interaktiver Atlas. Mit diesem Tool kann in den verschiedenen Weltregionen ins Detail gegangen werden: In welchem Zeitraum ist mit welchen Emissionsszenarien und weiteren Konsequenzen zu rechnen?

Zu sehen ist unter anderem auf wie viel voneinander unabhängigen Klimamodellen die jeweiligen Aussagen beruhen. Verbessert Modelle, bessere Kenntnisse über regionale Verhältnisse und Wechselwirkungen sowie vergrößerte Rechenleistung machen dies möglich.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat ja bereits ausgehend von diesen regionalisierten Projektionen dieser Tage darauf hingewiesen, dass dem Mittelmeerraum intensivere Hitzewellen, mehr Dürren und mehr Brände wie die derzeitigen bevorstehen. Diese Aussage findet sich in Klimamodellen übrigens bereits seit rund 20 Jahren.

Passend dazu werden diese Woche aus Tunesien (50,3 Grad am 11.8.) und Süditalien (48,8 Grad Celsius am 11.8.) neue Allzeit-Hitzerekorde gemeldet. Der neue sizilianische Rekord entspricht gleichzeitig der höchsten jemals in Europa unter genormten Bedingungen gemessenen Lufttemperatur.

Für West- und Mitteleuropa ergeben die regionalen Projektionen bis zum Ende des Jahrhunderts in einem Szenario mit weiter sehr hohen Emissionen besonders drastische Erwärmungen.

Um 6,1 Grad Celsius würden dort die Jahresmitteltemperaturen gegenüber der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder um 5,1 Grad Celsius im Vergleich zum Zeitraum 1995 bis 2014 ausfallen.

Können die Emissionen jedoch drastisch reduziert und bis 2050 weltweit auf Nettonull gesenkt werden, ließe sich die weitere Erwärmung hierzulande auf 1,5 Grad im Vergleich zu 1995 bis 2014 beschränken.

Sommer werden immer heißer

In allen Szenarien stechen vier Monate bei der Erwärmung heraus: Januar, Februar, Juli und August. Das heißt, dass zum einen die Winter milder werden – was einzelne Kaltlufteinbrüche nicht ausschließt, die im wärmeren Klima für die Vegetation verheerend sein können.

Zum anderen werden die Sommer noch heißer, und zwar desto mehr, je mehr Emissionen noch in die Luft geblasen werden. Entsprechend wird auch mit einer Zunahme der Tage zu rechnen sein, an denen die Temperaturen über 40 Grad steigen.

Derzeit treten diese Tage in Deutschland noch selten auf. In sechs oder sieben Jahrzehnten werden sie aber ohne Klimaschutz in den Sommermonaten regelmäßig auftreten.

Was den Niederschlag angeht, so gehen die Projektionen der Modelle für West- und Mitteleuropa weit auseinander, aber alle sagen eine Zunahme von Perioden ohne Niederschlag voraus, einige wenige eine drastische Zunahme. Auch hier gilt: je mehr Emissionen, desto mehr Dürreperioden zum Ende des Jahrhunderts.

Nur für das ehrgeizigste Klimaschutz-Szenario sagen einige Modelle voraus, dass die Dürren vielleicht sogar abnehmen. Zu beachten ist bei allen Szenarien, dass alle Modelle eine große Variabilität bei den Dürren von Jahr zu Jahr erwarten lassen.

Alles in allem lässt sich aus den Ergebnissen ablesen, dass sich die Landwirtschaft auf erhebliche Veränderungen einstellen muss – und die Verbraucherinnen und Verbraucherin sicherlich noch mehr.

So kommt schon jetzt ein erheblicher Teil des in Deutschland konsumierten Gemüses aus Mittelmeerländern. Dort wird es nicht nur unter menschenunwürdigen Bedingungen angebaut und geerntet. Möglich ist diese Massenproduktion schon heute oft nur noch durch die Übernutzung der örtlichen Wasserressourcen.