Dieselskandal: Der erste Strafprozess

Im September soll der erste deutsche Prozess gegen einen VW-Manager wegen der Verwendung betrügerischer Software beginnen

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Nun wird die Luft in der VW-Vorstandsetage doch etwas dünner. Zu Beginn der Woche hat das Landgericht München den Beginn eines Prozesses gegen Rupert Stadler, den ehemaligen Chef der VW-Tochter Audi angekündigt, berichtet unter anderem das Manager-Magazin.

Stadler und Wolfgang Hatz, einem ehemaligen Audi- und Porsche-Manager, sowie zwei weiteren Ingenieuren wird Betrug, mittelbare Falschbeurkundung und strafbare Werbung vorgeworfen. Stadler und Hatz hatten bereits vorübergehend in Untersuchungshaft gesessen. 176 Verhandlungstage wurden angesetzt. Der Prozess wird sich voraussichtlich bis 2022 hinziehen und soll am 30. September beginnen.

In dem Verfahren geht es um Software, die auf dem Prüfstand unrealistisch niedrige Schadstoffwerte in den Abgasen vortäuscht. Konkret sorgte sie dafür, dass der Motor den Test unter Prüfstandbedingungen erkannte und die Abgasreinigung einschaltete. Im Normalbetrieb auf der Straße blieb diese hingegen meist ungenutzt.

Die Angeklagten müssen sich nicht nur für die bei Audi eingesetzte Betrugssoftware, sondern auch für die bei Fahrzeugen der Marken VW und Porsche verwendeten Computerprogramme verantworten. Das liege daran, schreibt das Magazin, dass Audi in der VW-Konzernarchitektur eine zentrale Rolle bei der Motorentwicklung spiele.

Nach zahlreichen Prozessen und Vergleichen vor diversen Gerichten war, wie berichtet, Ende Mai erstmalig dem Käufer eines Diesel-Pkw von VW höchstrichterlich Schadensersatz zugesprochen worden. Zugleich wurde dem Konzern vom Bundesgerichtshof bescheinigt, sittenwidrig gehandelt zu haben.

In den USA war man deutlich schneller. Dort musste VW bereits 30 Milliarden US-Dollar (26,53 Milliarden Euro nach aktuellem Kurs) für Schadensersatz locker machen. Nun drohen jenseits des Atlantiks weitere "atemberaubende Belastungen", wie n-tv auf seinem Internet-Portal schreibt.

Derweil vergeht den Deutschen offensichtlich die Lust am eigenen Auto oder aber sie halten angesichts der äußerst düsteren wirtschaftlichen Aussichten lieber das Geld zusammen. Jedenfalls ist der Pkw-Absatz massiv eingebrochen.

Laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes wurden im Mai rund 50 Prozent weniger Pkw zugelassen als noch vor einem Jahr. In den ersten fünf Monate des Jahres verzeichnete das KBA 35 Prozent weniger Zulassungen als im gleichen Zeitraum 2019. Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatten die Autohersteller zunehmend Probleme, ihre Blechkisten unters Volk zu bringen.